Als ich mich mit 24 Jahren entschloss Noten zu lernen, hatte ich schon ein paar Jahre mit Akkorden, Pickings und Strumming zugebracht. Ich suchte also nach einer Person, die mir das Gitarrenspiel nach Noten beibringen würde. Gleich der erste Anruf war ein Treffer, wie sich später herausstellen sollte. Bruce S. Duncan wurde mein Lehrer und kam einmal wöchentlich zu mir, um mich zu unterrichten. Ich machte recht gute Fortschritte, weil meine Finger schon daran gewöhnt waren, die komischsten Bewegungen auszuführen. Ich war arbeitslos und hatte eine Menge Zeit und Ehrgeiz. Selbstverständlich gab es auch Wochen, in denen ich nicht wirklich gut vorbereitet war auf den Unterricht. Ich hasste diese Situationen und heute weiß ich, dass so etwas für beide Seiten unangenehm sein kann.
Eines Tages in so einer Unterrichtsstunde in meinem kleinen Zimmer kämpfte ich mich durch die Literatur, die ich in der vergangenen Woche hätte erarbeiten sollen. Ich hatte wirklich alle Hände voll zu tun und war mit dem Notentext überfordert. Plötzlich meinte Bruce – während ich weiter mit dem Notentext kämpfte – mit seinem sympathischen englischen Akzent: “Du solltest unbedingt den Fingersatz der rechten Hand beachten. Außerdem bitte dynamischer spielen.“ Diese Anweisungen gingen immer weiter während ich spielte. “Denk an die Registerwechsel. Das geht aber doch noch süßer. Halte die Pausen in den Stimmen ein. Dämpfen! Tirando hier! Apoyando in der Oberstimme!”
Ich fühlte eine unbestimmte Wut in mir aufsteigen. Nicht gegen Bruce, der mit Sicherheit wahrgenommen hatte, dass ich ohnehin schon mit dem abspielen der Noten überfordert war. Auch nicht gegen mich, obwohl mir klar war, dass ich eine Woche meine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Das Gefühl der Überforderung wurde so stark, dass ich plötzlich aufsprang und Bruce anschrie, ja ich war wirklich laut: „Ich kann nicht auf alles gleichzeitig achten!“
Stille! Und dann seine Reaktion, die ich nie vergessen werde: Er setzte sich zurück, lehnte sich an, verschränkte die Arme, lächelte und sagte in ganz ruhigem Ton: „I know, nobody can. But you have to try.“
Damals habe ich es nicht wirklich verstanden, aber heute weiß ich, dass es wirklich so ist. Es gibt kein Ende. Es gibt immer wieder Erfolge, wenn etwas gut geklappt hat, wenn eine Spieltechnik in mein Bewegungsrepertoire übernommen ist, wenn ich es geschafft habe, zwei oder drei Stimmen durch das ganze Stück bewusst zu führen. Aber je weiter man eintaucht in die Tiefen der Musik, desto mehr bemerkt man auch, dass es da noch eine Menge zu entdecken gibt. Die meisten von uns arbeiten ihr Leben lang daran, all das, was wir tun, unter Kontrolle zu haben, aber so, dass es klingt wie improvisiert. Leicht, locker, transparent, magisch. So, dass die Zuhörer gespannt sind auf das was noch kommt, ihre Aufmerksamkeit bei der Musik bleibt und nicht nach kurzer Zeit darüber nachdenken, welchen Kuchen Oma wohl am Sonntag zum Kaffee reicht.
Ein Erfahrungsbericht von MR.
Frage:
Ich suche zu alten Volksliedern Gitarrengriffe bzw. eine Möglichkeit, sie selbst herauszufinden. Wie finde ich heraus welcher Akkord zu welcher Notenfolge passt? Gibt es da einfache Methoden oder Formeln?
Antwort:
Selbstverständlich gibt es Regeln, mit denen sich die richtigen Akkorde zu einer Melodie herausfinden lassen, bzw. mit denen man eine Melodie harmonisieren kann. Eine eingehende Betrachtung dieses Themas würde an dieser Stelle zu weit führen, da hierfür etwas musiktheoretisches Vorwissen nötig wäre. Ein paar Tipps kann ich Dir aber dennoch geben, mit denen Du die Akkorde für so manches Lied herausfinden kannst.
Wie Du vielleicht festgestellt hast, kann man sehr viele Lieder schon mit nur zwei Akkorden begleiten. Diese Akkorde heißen in der Harmonielehre Tonika und Dominante. Die Tonika ist der Akkord, der mit dem Namen der Tonart übereinstimmt. Bei einem Stück in der Tonart C-Dur ist der C-Dur-Akkord also auch die Tonika. Es ist also der Akkord (bzw. Dreiklang), der sich auf der I. Stufe der Tonleiter befindet. Auf der V. Stufe der Tonleiter befindet sich die so genannte Dominante. In der Tonart C-Dur wäre das also der G-Dur-Akkord. Ihr Name kommt vom lateinischen dominare (beherrschen). Sie herrscht sozusagen über die Tonika, weil die Dominante in der klassischen Harmonielehre die Rückkehr in die Tonika erzwingt. Man spricht auch davon, dass sich die Dominante in die Tonika auflöst. Die Dominante erscheint oft auch als Septakkord (in C-Dur also G7).
Hast Du ein Lied vor Dir liegen, müsstest Du zuerst einmal herausfinden, in welcher Tonart dieses steht. Die Tonart erkennst Du an den Vorzeichen, die hinter dem Notenschlüssel notiert sind. Falls Du Dich hier nicht so gut auskennst, nimm Dir einfach einen Quintenzirkel zur Hilfe: Download Quintenzirkel als pdf-Datei
Vergleiche nun, wie viele Kreuz- oder B-Vorzeichen am Anfang des Stückes stehen und mit welcher Tonart des Quintenzirkels dies übereinstimmt. Stehen z.B. drei Kreuzvorzeichen am Anfang des Stückes, so steht das Stück höchstwahrscheinlich in der Tonart A-Dur. Gehst Du im Uhrzeigersinn eine Tonart weiter, findest Du mit dem Quintenzirkel immer die zur Tonika passende Dominante. Die Dominante zu A-Dur ist also E-Dur. Jetzt heißt es ausprobieren. Versuche mit Tonika und Dominate das Lied zu begleiten. Meist beginnen und enden Lieder übrigens mit der Tonika!
Neben den beiden so genannten Hauptfunktionen Tonika und Dominante gibt es mit der Subdominante noch eine Dritte. Die Subdominante steht auf der vierten Stufe der Tonleiter (lat. sub: unter), man kann sie aber auch wieder ganz einfach mit Hilfe des Quintenzirkels herausfinden, indem man gegen den Uhrzeigersinn, ausgehend von der Tonika, eine Tonart weiter geht. Die Subdominante von C-Dur ist beispielsweise F-Dur. Wenn Du bei Deinen Begleitversuchen also nicht mit Tonika und Dominante weiter kommst, dann versuche ob die Subdominante passt.
Sollte Deine Begleitung dauerhaft schräg klingen, könnte es daran liegen, dass das Lied in der so genannten parallelen Molltonart steht. Zu jeder Durtonart gibt es eine Molltonart mit derselben Anzahl an Vorzeichen. Die parallele Molltonart zu C-Dur ist demnach a-moll. In unserem Beispiel A-Dur wäre es fis-moll. Im Quintenzirkel ist die parallele Molltonart immer jeweils gegenüber der entsprechenden Dur-Tonart notiert.
Um Begleitungen noch interessanter zu gestalten, kann man die Hauptfunktionen (Tonika, Subdominante, Dominante) hin und wieder durch die so genannten Parallelklänge ersetzten. Die Parallelklänge stehen im Quintenzirkel den Hauptfunktionen gegenüber. C-Dur kann man z.B. durch a-moll, F-Fur durch d-moll, G-Dur durch e-moll usw. ersetzten. Sollte Dir Deine Begleitung zu langweilig werden, experimentiere einfach einmal mit den Parallelklängen herum.
Selbstverständlich lassen sich mit diesem Basiswissen noch längst nicht alle Lieder begleiten. Spätestens wenn so genannte Modulationen (Tonartwechsel) oder einfache Zwischendominanten auftauchen, sind Dir vorerst noch Grenzen gesetzt. Selbstverständlich braucht es auch ein wenig Geduld und Ausdauer, bis das Gehör so gut geschult ist, dass es in kurzer Zeit erkennt, welcher Akkord an welcher Stelle passt. Mit diesem Basiswissen hat man die Möglichkeiten aber schon stark eingegrenzt, so dass man nicht mehr ganz im Dunkeln “herumstochert”. Mit ein wenig Übung solltest Du aber bald zu einem sehr großen Repertoire an Liedern die Begleitakkorde herausfinden können.
Und wenn Du merken solltest, dass es partout nicht mehr weitergeht, dann gibt es ja immer noch die Möglichkeit, sich ein wenig intensiver mit Harmonielehre und Melodieanalyse auseinander zu setzen.
Frage:
Ich lese hier immer öfter von Meisterkursen. Besonders im Kursverzeichnis gibt es zahlreiche Angebote. Was bringen Meisterkurse? Reicht der normale Unterricht nicht aus? Was muss man können, um an so einem Kurs teil zu nehmen? Was muss man unter passiver Teilnahme verstehen? Ich spiele seit einigen Jahren akustische Gitarre und suche nach Möglichkeiten mich weiter zu entwickeln!
Antwort:
Zu diesem Thema hat sich der Gitarrist Wolfgang Lendle in einem Interview folgendermaßen geäußert: “Meisterkurse halte ich grundsätzlich für sehr wichtig, vielleicht nicht unbedingt für jedes Ausbildungsstadium, aber einem schon ziemlich fortgeschrittenen Schüler kann man auch in 2 oder 3 Tagen eine Vielzahl von Tipps aller Art geben, die ihn sehr motivieren können , ja ihm viele neue Perspektiven eröffnen können. Oft kann man tatsächlich in einer solch kurzen Zeit manches alte Problem lösen, denn man tritt als Kursdozent einem Schüler ja völlig neutral gegenüber und erkennt unter Umständen auch Dinge, die der ständige Lehrer durchaus am Anfang auch erkannt hat, sich aber vielleicht inzwischen, nach mehreren nur mäßig erfolgreichen Lösungsversuchen mit einer Kompromisslösung abgefunden hat. Hier tut ein kurzer, aber heftiger frischer Windstoß oft sehr gut. Dies kann meinen eigenen Studenten selbstverständlich auch passieren, wenn sie zu Kollegen auf Kurse fahren. In jedem Fall befürworte ich für meinen Studenten die Teilnahme an Kursen bei Kollegen. Dazu kommt noch der überaus wichtige und fruchtbare Austausch der Kursteilnehmer untereinander!”
Dem ist in vollem Umfang zuzustimmen. Ich selbst habe erlebt, wie stark man von intensiven Kurserlebnissen profitieren kann und wie fruchtbar sich dies auch auf den Unterricht mit der/dem Stammlehrer*in auswirkt. Die Vorraussetzungen sind von Veranstaltung zu Veranstaltung sehr unterschiedlich. Normalerweise sind diese aber der Ankündigung zu entnehmen oder lassen sich einfach bei den Veranstalter*innen erfragen. Wer sich das erste Mal auf einen Meisterkurs begibt sollte sich dabei ganz realistisch einschätzen und dies auch bei der Wahl der/des Dozent*in berücksichtigen.
Sicher träumt fast jede/r von Stunden bei den Stars der Zunft. Wer sich gleich für Stunden mit John Williams oder Pepe Romero bewirbt sollte sich dabei aber ganz selbstkritisch hinterfragen, ob er schon die nötige Sicherheit mitbringt, um vom Podiumsunterricht vor einer großen Zuhörerschaft wirklich zu profitieren. Es empfiehlt sich sehr, anfangs bei weniger bekannten aber nicht weniger kompetenten Dozent*innen die nötige Routine für derartige Situationen zu sammeln.
Für die klassischen Meisterkurse hat sich der Podiumsunterricht als bewährte Unterrichtform herauskristallisiert. Dies ermöglicht der/dem Dozent*in auf die/den einzelne/n Student*in und die jeweils individuellen interpretatorischen und spieltechnischen Problemstellungen einzugehen. Die jeweils inaktiven Teilnehmer*innen lernen dabei durch passives Zuhören und profitieren durch Anschauung auf vielfache Weise auf inhaltlicher, pädagogischer und methodischer Ebene.
Die passive Teilnahme kann aber auch dazu dienen, einfach mal in die Kursatmosphäre herein zu schnuppern, sich mit der Situation vertraut zu machen, die Aura einer großen Künstlerpersönlichkeit zu spüren und Motivation zu tanken. Immer wieder erlebt man auf Meisterkursen und Festivals, dass es nach besonders intensiven und inspirierten Stunden auch die passiven Teilnehmer*innen mit Ungeduld und voller Tatendrang zu ihren Instrumenten zieht.
Kurse dienen aber auch immer dazu neue Kontakte zu knüpfen, Spielpartner*innen zu finden, zu fachsimpeln. Oft sind auch Gitarrenbauer*innen oder Notenhändler*innen vor Ort, so dass die Möglichkeit besteht, Instrumente anzuspielen und sich über Neuerscheinungen zu informieren.
Bei Deiner Frage hast Du offen gelassen, ob Du klassische/r Gitarrist*in oder Fingerstyle-Gitarrist*in bist. Falls letzteres der Fall ist, bringen Dich Meisterkurse nicht wirklich weiter. In diesem Fall solltest Du im umfangreichen Workshopangebot etwas Passendes finden.
Frage:
Vor ein paar Wochen habe ich mit der Liedbegleitung auf der Gitarre angefangen. Bisher habe ich immer alle Saiten von oben bis zur höchsten Saite durchgestrichen. Das klingt mir aber langsam zu langweilig. Jetzt bin ich auf der Site “Hilfsmittel” über Eure Schlagmustertabelle gestolpert. Leider kapier ich überhaupt nicht, was mit “Wum”, “ta” und “ke” gemeint ist. Über eine Erklärung würde ich mich freuen!
Antwort:
Da hast Du genau genau den richtigen Download entdeckt. Hier habe ich ein paar Basis-Schlagmuster zusammengefasst, wie ich sie Anfänger*innen in der Liedbegleitung beibringe.
Zum Anschlagen benutze ich eine Kombination aus Daumen- und Zeigefingeranschlag. Während der Daumen hauptsächlich die drei tiefen Saiten zum Klingen bringt, ist der Zeigefinger für das Anschlagen der hohen Saiten zuständig. In der Schlagmustertabelle ist der Daumenanschlag (Wum) durch die dicken Pfeile über den Basssaiten zu erkennen, die dünnen Pfeile zeigen den Zeigefingeranschlag an. Zeigt der Pfeil zur obersten Linie (stellt die hohe e-Saite dar) handelt es sich um einen Abschlag (ta). Die entgegengesetzte Richtung kennzeichnet einen Aufschlag (ke).
Eine gute Methode Rhythmen zu verinnerlichen ist es, sie sich mit geeigneten Silben vorzusprechen. Dies kann sowohl beim Spielen, als auch vorbereitend ohne Instrument gemacht werden. Diese Methode ist nicht neu und wird u.a. in zahlreichen TaKeTiNa-Rhythmuskursen eingesetzt. Die nach Zoltan Kodály gelehrte Rhythmussprache basiert auf den Silben “ta” und “ti”. Auch mit den Silben “Wum”, “ta” und “ke” kann man sich Rhythmen schon durch das Sprechen sehr gut einprägen. Dadurch, dass jede Silbe mit einer bestimmten Klangfarbe und einer bestimmten Anschlagsrichtung gekoppelt ist, findet eine gewisse Selbstkonditionierung statt. Neue Anschlagsmuster können später oft durch das bloße mehrmalige Sprechen der Rhythmussilben schon nach kurzer Zeit auf der Gitarre umgesetzt werden.
Gerade in Liedbegleitungskursen in denen ohne Noten gearbeitet wird, lassen sich mit dieser Methode auch komplizierte Rhythmen erstaunlich schnell mit den Teilnehmer*innen einstudieren. Damit die genauen Notenwerte, aus denen sich der jeweilige Rhythmus zusammensetzt, auch ohne vorsprechende Lehrperson eigenständig entschlüsselt werden können, braucht man selbstverständlich elementare Grundkenntnisse in der rhythmischen Notation.
Wenn Du gerne ohne Lehrer*in weiterarbeiten möchtest, dann schau Dich doch mal im Linkverzeichnis in der Rubrik “Musiktheorie” um. Hier gibt es ein paar Links zu Web-Sites, auf denen die elementare Notenlehre erklärt wird.
Die Rhythmussilben “Wum”, “ta” und “ke” sind natürlich keine Erfindung von mir. Wahrscheinlich sind sie so alt wie die Gitarre selbst. Gestoßen bin ich auf sie u.a. in der Gitarrenschule “Gitarre” des Gitarristen und Buchautoren Erhard Hirsch.
Hier kann die Schlagmustertabelle herunter geladen werden:
Frage:
Ich hab mit Freunden ein Gitarrenquartett gegründet. Bei den ersten Proben hatten wir weniger mit den Stücken, als mit dem Zusammenspiel zu kämpfen. Kannst Du uns ein paar Tipps geben, wie wir das verbessern können?
Antwort:
Kammermusik ist für Gitarrist*innen eine ganz besondere Herausforderung. Dies hängt natürlicher Weise mit der Art der Tonerzeugung zusammen. Im Gegensatz zu Flöten oder Geigen, wird z.B. ein zu später Anschlag generell durch deutliche Hörbarkeit bestraft.
Die wichtigste Grundvorraussetzung ist natürlich, dass alle ihre jeweilige Stimme gut beherrschen, um die ganze Konzentration auf das Zusammenspiel zentrieren zu können. Hierbei empfiehlt sich beim Einstudieren zur Kontrolle das Metronom einzusetzen. Die Tempi sollten vorher gemeinsam festgelegt werden, damit jede/r Spieler*in beim Üben die selbe Hörerwartung entwickelt.
Aus den Einsätzen sollten die Tempi eindeutig abzunehmen sein. Es lohnt sich, das Geben der Einsätze gesondert zu üben. Jede/r Spieler*in sollte einmal versuchen, den Mitmusiker*innen nacheinander verschiedene Tempi – einzig durch einen körperlichen Einsatz – zu vermitteln. Ein schlechter Einsatz zieht sich oft wie ein roter Faden durch das gesamte folgende Stück.
Sehr hilfreich ist es, wenn man sich beim Üben nicht nur auf seinen eigenen Part konzentriert, sondern sich auch mit den Stimmen der Mitspieler*innen auseinandersetzt. Wer anhand der Partitur übt und so die gesamte musikalische Struktur durchschaut, entdeckt dabei auch schnell markante Orientierungsmöglichkeiten, die ihm die anderen Stimmen bieten.
Das allerwichtigste für ein gutes Zusammenspiel ist natürlich, das man sich gut zuhört. “Nur mit den Ohren spielt man gut“, könnte man hier frei nach St. Exupery sagen. Oft findet dieser an sich als selbstverständlich erscheinende Punkt nicht genug Beachtung. Die Musiker*innen spielen als Individualist*innen vor sich hin, nehmen den Gesamtklang aber gar nicht in sich auf. Deshalb sollte man sich anfangs auch auf weniger komplexe Werke beschränken.
Um sich einmal ganz auf das Zuhören zu konzentrieren, können sich die Ensemblemitspieler*innen so mit dem Rücken zueinander setzen, dass sie keinen Blickkontakt untereinander haben. Das Ohr bietet in diesem Fall die einzige Orientierungsmöglichkeit. Erstaunlicherweise funktionieren meist sogar die Einsätze, obwohl man sich nicht anschaut.
Um die ganze Aufmerksamkeit auf die rhythmische Komponente eines Stücks lenken zu können, sollte man die Saiten des Instruments hin und wieder mit einem Tuch abdämpfen, so dass nur noch ein percussiver Klang entsteht. Gerade bei hohen Tempi lohnt sich diese Übemethode, da man alle Aufmerksamkeit auf den gemeinsamen Anschlag und die rhythmische Präzision richtet.
Sehr wichtig für das Zusammenspiel ist auch eine gemeinsame musikalische Idee. Ein Ensemble sollte grundsätzlich mit einer Stimme sprechen und eine gemeinsame Interpretation festlegen, die sich auf die formalen, artikulatorischen, dynamischen und klangfarblichen Aspekte des Werks bezieht.
Um als Ensemble zusammen zu wachsen, braucht es selbstverständlich etwas Zeit. Man muss sich gut kennen lernen, um irgendwann genau die Phrasierung der Mitspieler*innen vorauszuahnen und organisch mit zu gestalten.
Als kleine Einspielübung empfehle ich Euch das gemeinsame Tonleiterspiel. Nehmt Euch eine einfache Skala und spielt diese vorerst unisono. Später können dann rhythmische Ergänzungsübungen folgen: Bei der viermaligen Wiederholung jedes Skalentons, können z.B. die erste und die dritte Note von zwei Spieler*innen übernommen werden, während die Töne auf der zweiten und vierten Zählzeit von den anderen beiden Spieler*innen eingefügt werden. Dies lässt sich in allen möglichen Kombinationen ausführen und schult auch das individuelle Rhythmusgefühl.
Frage:
Ich spiele seit rund sieben Monaten Gitarre, hauptsächlich Liedbegleitung. Leider klingt es immer so dumpf. Oft gibt die Gitarre auch unschöne Geräusche von sich. Kann man etwas gegen das Scheppern und Klirren machen, oder liegt das an der Gitarre?
Antwort:
Selbstverständlich kann ein Instrument mit zu niedriger Saitenlage Schuld an den Nebengeräuschen sein. Ferndiagnosen will und kann ich in solchen Dingen aber nicht anstellen. Da hilft nur eine fachkundige Beratung z.B. in einem entsprechenden Musikgeschäft oder bei einer/einem Gitarrenbauer*in.
Gerade anfangs liegt die Ursache der Nebengeräusche aber zumeist in der Spieltechnik. Du beschreibst, dass die Gitarre oft dumpf klingt. Auch dies deutet darauf hin, dass Du insbesondere Deine Grifftechnik weiter entwickeln solltest.
Hier ein paar Tipps: Beobachte, ob die Finger Deiner Greifhand beim Greifen die Nachbarsaiten vielleicht berühren und diese dadurch ungewollt abdämpfen. Die Finger sollten wie kleine Hämmerchen von vorne auf das Griffbrett aufgesetzt werden. Dies erreicht man durch eine Krümmung der Finger im mittleren und unteren Endgelenk.
Unbedingt nah am Bundstäbchen greifen. Man spart so Kraft und vermeidet Nebengeräusche. Greift man auf dem Bundstäbchen, klingt der Ton allerdings wiederum zu dumpf.
Durch Klopfübungen kann man seine Grifftechnik effektiv verfeinern. Mache z.B. einen Vierfingeraufsatz in der VII. Lage auf der g-Saite (1. Finger im 7. Bund, 2. Finger im 8. Bund, dritter Finger im 9. Bund und vierter Finger im 10. Bund). Hebe nun den ersten Finger von der Saite ab, alle anderen Finger bleiben in ihrem Bund auf der g-Saite liegen. Klopfe nun schwungvoll mit dem ersten Finger auf die g-Saite. Dies mehrmals (z.B. 10 mal) wiederholen. Dann denselben Vorgang nacheinander mit den anderen Fingern wiederholen. Trainiere dies auch auf den anderen Saiten und in anderen Lagen. Diese Übung wird die Koordinationsfähigkeit Deiner linken Hand verbessern und Deine Finger kräftigen, wenn Du sie über einen längeren Zeitraum täglich im Programm hast. Danach sind auch Bindeübungen, bzw. Übungen mit Pull-Off und Hammering-On sehr zu empfehlen.
Greife nun einmal wie oben beschrieben einen Akkord und schlage nach und nach jede einzelne Saite an. Sollte dabei ein Ton nicht klingen, dann überprüfe ob Du den Druck des Fingers auf die entsprechende Saite etwas erhöhen musst. Hierbei auf keine Fall verkrampfen. Immer nur so viel Kraft aufwenden, wie für einen sauberen Ton notwendig ist. Mache dies mit verschiedenen Griffen.
Oft entstehen Nebengeräusche auch beim Umgreifen, wenn z.B. die Finger zu spät in ihrem Bund ankommen. Dies kann man gut mit den folgenden Übungen verbessern:
- Nimm Dir zwei beliebige Akkorde, zwischen denen Du den Griffwechsel verbessern möchtest.
- Zuerst versuche einfach ohne anzuschlagen hin und her zu wechseln, bis jeder Finger seinen Weg genau kennt. Mache immer wieder Pausen um zu vermeiden, dass die Hand sich verkrampft bzw. fest wird.
- Bei der ersten Übung hast Du vielleicht bemerkt, dass nicht alle Finger gleichzeitig ihre Töne treffen. Dies sollte aber der Fall sein, wenn man vermeiden möchte, dass Töne evtl. erst nach dem Akkordanschlag gegriffen werden und sich so falsche Töne und Nebengeräusche einschleichen. Probiere nun denselben Akkordwechsel und bereite die Finger jeweils vor dem Zugreifen in der Luft vor. Das heißt, jeder Finger sollte vor dem Greifen schon über seiner Saite bzw. über seinem Bund schweben. Dann versuche alle Finger gleichzeitig abzusetzen. Wechsel auf diese Art und Weise mehrere Male hin und her. Immer an die Pausen zu Regeneration denken.
- Funktioniert das schon einigermaßen, kann dazu übergegangen werden, die Akkorde nach dem Umgreifen durchzustreichen um zu hören ob alle Töne sauber klingen. Diese Übung muss noch nicht in einem bestimmten Rhythmus ausgeführt werden.
- Als letzte Stufe sollte der Akkordwechsel auch rhythmisiert geübt werden. Suche Dir dazu ein Anschlagsmuster und wechsele z.B. alle zwei Takte von dem einen Akkord zum anderen.
- Funktioniert dies gut, dann suche Dir einfache Lieder aus, die mit diesem Griffwechsel gespielt werden können. Für sehr viele Lieder reichen zwei Akkorde zum Begleiten vollkommen aus.
Frage:
Wie kann ich es hinbekommen, dass mein Melodiespiel schöner klingt? Irgendwie hört sich das bei mir immer so abgehackt an.
Antwort:
Besonders am Anfang tritt dieses Problem häufig auf. Gut, dass Du es erkannt hast, denn damit hast Du schon den ersten Schritt getan. Hier ein paar Tipps, die Dir hoffentlich dabei helfen werden, Melodien in Zukunft gebunden bzw. legato spielen zu können.
Linke Hand – Eine häufige Fehlerquelle ist die linke Hand. Achte darauf, ob Du bei absteigenden Melodien wirklich konsequent vorbereitest und bei ansteigenden Linien die Finger solange liegen lässt, bis die nächst höhere Saite angeschlagen wird.
Beim Vorbereiten werden die Finger, welche tiefere Töne greifen sollen, gleichzeitig mit dem vorhergehenden aufgesetzt. Wird nicht vorbereitet, besteht die Gefahr, dass nach dem Abheben des einen Fingers der nächste noch nicht in seinem Bund ist. So ergibt sich unweigerlich eine Lücke zwischen den beiden Tönen.
Beispiel: Wenn Du in der ersten Lage den Ton d auf der h-Saite spielst und auf diesen soll der Ton c folgen, dann werden beide Töne gleichzeitig gegriffen. Um das c zu spielen muss im Moment des Anschlags lediglich der dritte Finger, der das d gegriffen hat, gelöst werden.
Rechte Hand – Auch die Anschlagstechnik spielt beim Legatospiel eine sehr wichtige Rolle. Hier geht es darum den Moment möglichst kurz zu halten, in dem der jeweilige Anschlagsfinger die Saite überquert. Achte darauf, dass Du den Anschlag immer mit einem “Kick” ausführst.
Synchronisieren der beiden Hände – Wenn Du diese grundlegenden Spieltechniken beherrschst, dann achte darauf, dass Du alle Bewegungen beider Hände ganz synchron ausführst. Das Umgreifen muss genau in dem Augenblick des Anschlags erfolgen, um die Töne wirklich aneinander zu binden.
Meine Unterrichtserfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig eine gute Hörvorstellung für das Legatospiel ist. Schüler*innen, die viel gesungen oder ein Blasinstrument gespielt haben, bereitet es meist wenig Probleme eine gebundene Melodie zu spielen. Sie haben eine so klare Vorstellung davon im Kopf wie eine Melodie klingen sollte, dass Sie oft automatisch das Richtige tun um ihre Hörvorstellung umzusetzen. Es lohnt sich wirklich sehr, die Melodien, die man auf dem Instrument spielen möchte, zuvor einige Male zu singen.
Tipp: Um Dein Legatospiel zu verbessern solltest Du anfangs leichte und bekannte Melodien benutzen, damit die spieltechnischen Hürden nicht von Deinen eigentlichen Ziel ablenken. Bei vertrauten Melodien ist zudem meist eine gute Hörvorstellung vorhanden.
Frage:
Wie lang sollen die Fingernägel beim Gitarrespielen sein und wie muss man sie feilen?
Antwort:
Die Fingernägel der Greifhand sollten sehr kurz sein, damit man die Finger wirklich senkrecht von oben auf die Saiten aufsetzten kann, ohne dass dabei die Nachbarsaiten abgedämpft werden. Bei Abzugsbindungen dürfen die Nägel nicht an der Saite hängen bleiben, da dies unschöne Nebengeräusche erzeugen würde. Nägel, die das Griffbrett berühren, können zudem das Instrument beschädigen. Auf alten Wandergitarren sieht man hin und wieder richtige Kerben die sich über die Jahre zwischen den Bundstäben gebildet haben und mit Sicherheit von zu langen Fingernägeln stammen.
Auch die Nägel der Anschlagshand sollten zunächst kurz gehalten werden, da sie für ungeübte Spieler*innen anfangs eher ein Hindernis beim Anschlagen darstellen können. In den ersten Gitarrenstunden sollten aber andere elementare Inhalte wie z.B. die Haltung, die Grundanschlagstechniken oder das Notenlesen im Vordergrund stehen.
Später kann dann zum Anschlag mit den Fingernägeln übergegangen werden, da dies mehr Möglichkeiten der tonlichen Gestaltung und ein größeres Volumen zulässt. Meist ergibt sich der Zeitpunkt, zu dem der Nagelanschlag eingeführt wird von selbst, da irgendwann in jedem Spieler der Wunsch nach einem befriedigenden und nebengeräuschfreien Klangergebnis erwächst
Länge und Form – Die Nägel sollten etwa einen Millimeter über die Fingerkuppen hinausschauen, beim Ringfinger kann es aus anatomischen Gründen auch etwas mehr sein. Die Länge des Daumennagels differiert von Gitarrist*in zu Gitarrist*in sehr. Ich selbst bevorzuge einen relativ kurzen Daumennagel (ca. 2 mm länger als die Kuppe), da bei mir ein längerer Daumennagel zu einem sehr spitzen Ton führt und beim Anschlagen an der Saite hängen bleibt. Andere Gitarrist*innen kommen aber auch gut mit einem längeren Daumennagel zurecht.
Länge und Form hängen selbstverständlich stark vom individuellen Wuchs der Nägel ab, absolute Werte lassen sich deshalb nicht festlegen lassen. Der eine Nagel ist nach unten geneigt, der andere nach oben, manche Nägel sind stark gebogen, andere wiederum flach. Auch wie stark der Nagel mit dem Nagelbett verwachsen ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Alle diese Faktoren beeinflussen die individuelle Ausformung des Nagels, so dass ich hier lediglich Tipps geben kann, die sich in der Praxis bewährt haben.
Viele Gitarrist*innen feilen ihre Fingernägel entsprechend der Form ihrer Fingerkuppen. Auch ich komme mit dieser Form sehr gut zurecht. Insbesondere bei stark nach unten gebogenen Fingernägeln ist es allerdings ratsam den Nagel an der Fingerspitze stak abzuflachen, da sonst eine Art Krallennagel entsteht, mit dem man an der Saite hängen bleibt. Wie diese Form aussieht kann man sich unter folgendem Link anschauen: http://www.micro-mesh.de/pages/gitarristen.html
Pflege – Mit einer fein gekörnten Feile wird der Nagel in die grobe Form gebracht und die dabei entstehenden Grate entfernt. Danach erfolgt der Feinschliff mit sehr feinem Schleif- bzw. Polierpapier. Ich benutze eine Körnung von 1200, man kann aber auch noch deutlich feineres Schleifpapier bekommen. Zum Schluss werden die Nagelkanten absolut glatt poliert. Hierfür kann man wahlweise ein Fensterleder oder eine Polierfeile aus der Drogerie verwenden.
Viele Gitarrist*innen klagen über zu dünne, langsam wachsende oder schnell brechende Fingernägel. Dies lässt sich oft durch gezielte mineralstoffreiche Ernährung ändern. Bei akuten Schwierigkeiten hat schon oft die Einnahme von Kieselerde geholfen. Auch eine Kur mit dem in jeder Apotheke erhältlichen Mittel Gela-Zet, kräftigt die Nägel und beschleunigt ihr Wachstum. Wenn dies nicht hilft kann ein Besuch im Nagelstudio ratsam sein. Hier gibt es z.B. die Möglichkeit, die Nägel mittels eines speziellen Gels und UV-Licht zu härten.
Notfälle – Viele werden schon einmal die unschöne Situation erlebt haben, dass ein Nagel kurz vor einem Konzert abgebrochen, eingerissen oder sonst wie beschädigt wurde. Bei kleineren Rissen gibt es die Möglichkeit, den Nagel mit Hilfe von Sekundenkleber und den dünnen Zellstofflagen eines Taschentuchs (manche nehmen auch Nagellack anstatt des Sekundenklebers) zu flicken. Hierbei sollte man mit großer Vorsicht arbeiten, da man mit diesem Klebstoff selbstverständlich auch ungewollt z.B. seine eigenen Finger aneinander kleben kann. Zur Reparatur trägt man den Kleber dünn auf den beschädigten Nagel auf und legt darauf ein kleines Stück Zellstoff. Diesen Vorgang ein paar mal wiederholen (ca. 3-5 mal) um eine ausreichende Stabilität und Formbarkeit zu gewährleisten. Diese Schichten sollte man nicht zu lange auf dem Fingernagel belassen. Bei einem Totalschaden kann ein Kunstnagel weiterhelfen, der z.B. in Fachgeschäften oder auch in ganz normalen Drogerien käuflich erworben werden kann. Er wird einfach auf den natürlichen Nagel aufgeklebt. Viele Spieler*innen empfinden Kunstnägel eher als Fremdkörper. Da er auf den natürlichen Nagel aufgeklebt wird, vergrößert sich auch der Abstand zum Nagelbett. Einige Spieler*innen bleiben deshalb manchmal beim Anschlag mit dem Kunstnagel an der Saite hängen. Bei derartigen Problemen muss der Fingernagel gekürzt und der Verlust an klanglicher Brillanz leider hingenommen werden. Damit die unterschiedlichen Längen dann nicht den Spielfluss behindern, ist es manchmal ratsam die anderen Nägel auch etwas kürzer zu feilen.
Soweit hier ein paar kurze Tipps, die Dir hoffentlich weiterhelfen, obwohl sie lediglich als variable Richtwerte betrachtet werden können. So individuell wie die Fingernägel, so verschieden müssen auch die unterschiedlichen Formen sein, mit dem man jeweils das optimale klangliche Ergebnis erzielt. Hier hilft es nur zu experimentieren, was sich auch über einen längeren Zeitraum erstrecken kann.
Eine sehr interessante und äußerst detaillierte Beschreibung zum Thema Fingernägel stell Jens Wagner mit seinem Aufsatz “Feiltechnik für Gitarristen – Anleitung zum Feilen der Fingernägel mit Schleifpapier” auf seiner Web-Site zur Verfügung. Auch in Scott Tennants Techniklehrwerk “Pumping Nylon” und dem gleichnamigen Lernvideo gibt es hierzu gute und anschauliche Ausführungen und Abbildungen.
Ganz wichtig ist es jedoch, nicht zu vergessen das ein guter Ton im wesentlichen von der Anschlagstechnik und einer präzisen Hörvorstellung bestimmt wird. Dieses Thema bietet aber mehr als genug Stoff für ein Extrakapitel in dieser Rubrik oder in den Gitarrentipps und soll deshalb zu einem späteren Zeitpunkt behandelt werden.
Frage:
Was sind Flageolett-Töne eigentlich genau und wie spielt man sie?
Antwort:
Flageolett-Töne werden im Allgemeinen als hohe, glöckchenartige Töne charakterisiert. In Notenausgaben trifft man auf viele unterschiedliche Notierungsarten. Meist erkennt man sie durch die rautenförmigen Notenköpfe und die oft hinzugefügten Abkürzungen der italienischen oder französischen Bezeichnungen arm., ar., harm.. Zudem wird in der Regel angegeben, über welchem Bundstab und auf welcher Saite der Flageolett-Ton erzeugt werden soll.
Rein physikalisch sind Flagolett-Töne Obertöne, die durch die Teilschwingungen einer Saite entstehen. Schlägt man eine Saite an, schwingt sie normalerweise in ihrer ganzen Länge. Wird sie allerdings genau in Ihrer Mitte (direkt über dem 12. Bundstab) mit einem Finger der Greifhand leicht berührt (nicht gegriffen), entsteht nach dem Anschlagen der Saite ein Schwingungsknoten. Beide Saitenhälften schwingen nun für sich und lassen den eine Oktave höher klingenden Ton der leeren Saite erklingen. Diese sogenannten natürlichen Flageoletts lassen sich auch an anderen Stellen der Saiten erzeugen. So kann man z.B. Flageoletts durch Drei-, Vier-, Fünf-, oder Sechsteilung der leeren Saite erzeugen.
Der Finger der Greifhand sollte nach dem Anschlag schnell abgehoben werden, damit der Flageolett-Ton nicht sofort wieder gedämpft wird.
Neben den natürlichen gibt es auch noch die sogenannten künstlichen Flageolett-Töne. Greifen wir beispielsweise auf der hohen e´-Saite im ersten Bund das f´, berühren gleichzeitig mit dem Zeigefinger der Anschlagshand die hohe e´-Saite über dem 13. Bundstab und schlagen diese mit dem Ringfinger oder dem kleinen Finger an, erklingt ein Flageolett-Ton in der Höhe eines f´´. Auch hier wird die klingende Saitenlänge halbiert.
Durch Einsatz von künstlichen Flageoletts ist es möglich, ganze Melodien mit Flageolett-Tönen zu spielen. Mit den anderen Fingern lassen sich zudem auch noch Begleitstimmen erzeugen.
Frage:
Ich bereite mich auf die Aufnahmeprüfung an verschiedenen Musikhochschulen vor. Ist es besser wenn ich die Stücke dort auswendig vorspiele? Wie kann ich das üben?
Antwort:
Ich selbst bin der Meinung, dass auswendig Spielen gewisse Vorteile hat, der optische Reiz beim Ablesen der Noten fällt weg, so dass die volle Konzentration auf die Musik und spieltechnischen Abläufe gerichtet werden kann. Zudem kann man sich so noch besser beim Spielen zuhören.
Es gibt aber auch eine Reihe hervorragender Gitarrist*innen, die fast nur vom Notenblatt spielen, um Gedächtnislücken zu vermeiden. Selbstverständlich haben diese Spieler*innen die Werke die sie vortragen auch schon sehr gut verinnerlicht. Sie lesen dann beim Spielen nicht mehr jede einzelne Note ab, sondern erkennen bestimmte Teile, Muster, Stichnoten oder bekommen sonstige Anhaltspunkte durch das Notenblatt.
Letztlich muss jede*r selbst erproben, ob sie/er gut auswendig vorspielen kann, bzw. ob ihr/ihm das auswendig Spielen dabei hilft, den musikalischen Ausdruck zu steigern. Wenn die Angst vor Gedächtnislücken zu groß ist, sollte man keinen falschen Ehrgeiz haben. Es ist überhaupt nicht förderlich, wenn der auswendige Vortrag zum Unsicherheitsfaktor wird.
Zum Üben bieten sich für das auswendig Spielen besonders mentale Übemethoden an. Man sollte aber auch immer wieder den umgekehrten Weg gehen und die Stücke rein motorisch spielen, ohne dabei in irgend einer Form zu denken.
“Spiele ein Stück ohne Gitarre durch. Dann spiele ein Stück auf der Gitarre ohne dabei zu denken, so dass es eine rein taktile körperliche Erinnerung ist. Danach übe rein visuell, indem du auf die Noten schaust und dir dabei die musikalischen Zusammenhänge vergegenwärtigst, sodass alle deine Sinne, das visuelle, auditive und taktile Gedächtnis immer sowohl unabhängig voneinander sind, als auch in einander greifen.” – Pepe Romero, GitarreHamburg.de, November 2002.
Wie schon angemerkt, muss also jede*r seine individuelle Entscheidung treffen. Diese sollte sehr rechtzeitig getroffen werden, denn zu späte Entscheidungen können sich in beiden Fällen ungünstig auswirken.
Entscheidet man sich z.B. erst kurz vor der Prüfung oder dem Konzert, dass man doch auswendig spielt, ist das Risiko in der erhöhten Stresssituation Gedächtnislücken zu haben relativ hoch. Beschließt man kurz vor dem Konzert doch die Noten zu benutzen obwohl man vorher auswendig gespielt hat, kann der ungewohnte Anblick des Notenblatts mehr Verwirrung stiften als Orientierung bieten.
Aus diesen Gründen sollte das auswendige Vorspielen auch schrittweise geübt werden. Erste Gehversuche sollte man im kleinen Kreise vor Freund*innen, Bekannten, Verwandten usw. machen, um sich später auch an wichtige Auftritte heranzutasten.
Frage:
Mein Lehrer möchte, dass ich Tonleitern, Akkordzerlegungen, Bindetechnik usw. übe. Mich langweilt das aber. Ich möchte lieber Musik machen. Wozu sind die technischen Übungen gut? Kann man nicht auch alles an Stücken lernen?
Antwort:
Schon seit Urzeiten gibt es diesen Zwist zwischen den “Technikfetischist*innen” und den “Antitechniker*innen”, der in deiner Frage zum Ausdruck kommt. Das ist eigentlich unverständlich wenn man bedenkt, dass eine rein technische Interpretation sicher genauso unerfreulich ist wie ein musikalisch ausdrucksstarker Vortrag, der ständig durch spieltechnische Mängel überschattet wird.
Im Idealfall hat eine technische Übung einen direkten Zusammenhang zu einem musikalischen Inhalt. Natürlich kann man sehr viel an Stücken lernen. Manchmal ist es aber besser, von dem Musikstück wegzugehen um eine schwierige Passage in den Griff zu bekommen. Jede*r hat schon einmal den Effekt erlebt eine Stelle durch zu häufiges Wiederholen sozusagen “kaputtgeübt” zu haben. In diesem Fall ist es besser, das eigentliche spieltechnische Problem herauszufiltern und daraus eine entsprechende Übung abzuleiten. Nach einiger Zeit des Trainings kann man dann relativ unbefangen wieder an das Stück herangehen.
Wie aus dem Sport bekannt ist, bilden sich Muskeln bei mangelndem Training zurück. Da das Gitarrespielen unbestreitbar mit einer physischen Leistung verbunden ist, ist auch ein tägliches Grundtraining durchaus als sinnvoll zu betrachten.
Dabei sollten die technischen Übungen mit musikalischen Gestaltungsübungen verbunden werden. So kann man Akkordzerlegungsübungen mit Klangfarben- bzw. Registerwechseln kombinieren, Tonleitern mit dynamischen Entwicklungen und Abschattierungen verknüpfen, verschiedene Artikulationen und Betonungen verwenden usw. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Selbstverständlich ist es nicht zu schaffen, jeden Tag alle Spieltechniken im Trainingsprogramm zu berücksichtigen. Deshalb sollte man die Inhalte täglich rotieren lassen. Jede Übung sollte dabei einen festen zeitlichen Rahmen haben. Es bringt wenig, zwei Stunden lang Tonleitern zu üben. Zehn Minuten täglich über einen längeren Zeitraum sind sehr viel förderlicher.
Auch das Spielen von Etüden ist zur Abrundung der technischen Grundfertigkeiten sehr geeignet, da in diesen Stücken ein spieltechnischer Aspekt mit musikalischen Inhalten verknüpft wird.
Ohne intensiven Ausdruck entsteht kein lebendiger musikalischer Vortrag, ohne die nötigen technischen Grundlagen wird man aber immer wieder durch spieltechnische Hürden im eigenen musikalischen Ausdruck behindert werden.
Frage:
Hab’ seit neuestem ein Metronom und zum ersten Mal versucht, damit zu üben. Bin dabei oft rausgekommen und konnte mich nicht richtig aufs Spielen konzentrieren. Kommt das mit der Zeit? Denn ich möchte nicht drauf verzichten. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und/oder kann mir Tipps geben? Gibt’s ein Erfolgsrezept?
Antwort:
Dass Probleme auftreten, wenn man versucht, das erste Mal mit dem Metronom zu üben, ist nicht untypisch. Gerade wenn bisher viel alleine gespielt wurde, ist es sehr ungewohnt, sich den regelmäßigen Taktschlägen des Metronoms anzupassen. Bei vielen führt dies dazu, dass das Metronom nach ein paar Versuchen nicht mehr zum Einsatz kommt. Damit beraubt man sich aber eines wichtigen Hilfsmittel, das wertvolle Dienste auf dem Weg zu rhythmisch sicherem Spiel bieten kann.
Der häufigste Anfangsfehler ist, dass versucht wird, mit dem Metronom an den Stücken zu arbeiten, die aktuell eingeübt werden. Neue Stücke stellen zumeist schon vielfältige und komplexe Aufgaben an die/den Lernende*n, wenn dann das Üben mit dem Metronom selbst auch noch ungewohnt ist, führt das unvermeidlich zu Schwierigkeiten. Besser ist es, mit etwas Vertrautem zu beginnen. Hierfür bieten sich z.B. technische Übungen an.
Anfangs reicht eine simple Wechselschlag-Übung auf Leersaiten, wobei pro Metronomschlag einmal auf der Gitarre angeschlagen wird. Dabei sollte das Tempo zu Beginn sehr niedrig gewählt werden. Wird die/der Spieler*in zunehmend sicherer, kann das Tempo schrittweise erhöht werden. Ist man am Ende der Skala angelangt, wird von vorne begonnen, wobei nun pro Metronomschlag zwei Anschläge auf der Gitarre ausgeführt werden, usw. Dies kann natürlich auch auf andere Übungen wie Tonleitern, Bindeübungen, Arpeggien, Tremolo, u.a. angewendet werden.
Das Tempo des Metronoms sollte vor dem Losspielen ganz bewusst wahrgenommen werden. Hier hilft lautes oder innerliches Mitzählen.
Ganz besonders, wenn man mit dem Metronom an Stücken arbeiten will, ist letzteres eine wichtige Vorraussetzung. Auch hierbei sollte wieder ein sehr niedriges Anfangstempo gewählt werden. Schafft man es wiederholt nicht den Takt zu halten, sollte die Gitarre für eine Weile aus der Hand gelegt werden. Jetzt gilt es die noch zu komplizierte Aufgabe auf das Wesentliche zu reduzieren. Versuche den Rhythmus mit dem Metronom mit zu klatschen oder auf Silben zu sprechen. Als weitere Übung kann die Melodie mit dem Metronom mitgesungen werden. So wird eine gute rhythmische Vorstellung geschaffen, auf deren Basis später auch die Ausführung auf der Gitarre gelingen wird.
Bei vielen Stücken ist es sinnvoll das Metronom zuerst auf kleinere Notenwerte einzustellen. So kann das Metronom z.B. bei längeren Sechzehntelpassagen vorerst auch auf Sechzehntel eingestellt werden. Bei zunehmender Sicherheit geht man auf Achtel und später wieder auf volle Taktschläge über. Auf diese Weise lassen sich insbesondere schnelle Passagen sehr gut erarbeiten. Auch bei sehr langsamen Sätzen ist die Einstellung einer kleineren Einheit ratsam.
Die folgende Frage stammt aus dem Forum von GitarreHamburg.de. Hierzu gab es einige hilfreiche Beiträge. Die ausführliche Antwort von Volker Griese¹ ist so interessant, dass sie an dieser Stelle noch einmal zitieren werden soll.
Frage:
Ich hab’ schon 5 Jahre Gitarrenunterricht und immer noch Spaß am Spielen. Mittlerweile sind die Stücke, die ich übe, aber häufig relativ kompliziert und ich brauche lange um sie sicher spielen zu können. Ich spiel’ jeden Tag alle möglichen Stücke rauf und runter, aber hinterher bin ich oft nicht viel weiter als vorher. Da das wirklich nervt, suche ich nach Übetechniken und Möglichkeiten, um Stücke schneller sicher spielen zu können. Ist es z.B. besser einmal für längere Zeit zu spielen als mehrmals kürzer über den Tag verteilt? Oder sollte man sich pro Tag nur ein Stück vornehmen, sich darauf konzentrieren und nichts anderes zwischendurch spielen? Bringt es tatsächlich was, mit dem letzten Takt zu beginnen und sich langsam bis zum Anfang vorzuarbeiten? Kann ganz langsames Durchspielen aller Noten des Stücks eine Hilfe sein? Muss man das gesamte Griffbrett auswendig kennen, um schnellen Erfolg zu haben? Und Wenn, wie soll man das anstellen?
Antwort von Volker Griese:
“Ich möchte auf Deine Frage eingehen, ob es etwas bringt, mit dem letzten Takt anzufangen und sich dann langsam vorzuarbeiten. Wenn Du dabei konsequent bist, bringt es erstaunlich viel, so meine Erfahrung!
Ich beschreibe diese Methode einmal so, wie ich sie anwende (bei mir und meinen Schülern) – vielleicht kannst Du Dir ja etwas abschauen.
Sobald Du das Stück kennst, d.h. in seinen Sinneinheiten verstehst, kannst Du es ‘rückwärts’ auswendig lernen.
‘Rückwärts’ lernen bedeutet, Du fängst das Stück mit der letzten Sinneinheit an – das kann weniger als ein Takt sein…
Alvaro Pierri meint, man könne eine Stelle erst dann wirklich sicher, wenn man in der Lage sei, diese sehr langsam (Tai Chi auf der Gitarre) viermal ohne jeglichen Fehler hintereinander zu spielen. Wenn das noch nicht klappt, beherrscht man sie nicht, erst recht nicht bei einem Vorspiel!
Machst Du einen ‘Fehler’ z.B. nach dem dritten Mal: STOPP! Nicht über ‘Fehler’ hinwegüben.
Du musst jetzt klären, warum es nicht geklappt hat. Vorher ist eine Wiederholung völlig sinnlos. Hast Du den ‘Fehler’ erkannt, kannst Du ihn reparieren. Die Sache beginnt von Vorn: wieder viermal, sehr langsam … aber nur solange die Konzentration und Lust reicht!
Übrigens hilft es manchen auch, sich erst einmal die Stelle, die man lernen möchte, in ihrem richtigen Ablauf vorzustellen (sog. mentales Training, kennst Du sicherlich). Es kann sehr hilfreich sein, im Geist immer schon die nächste Note (samt Fingersatz) zu sehen und zu hören, sich so auf bekanntem Terrain zu bewegen (und nicht zu raten, was kommt). Jeder ist ein anderer Lerntyp: der eine ‘sieht’ die Noten im Geist, der andere hört voraus, der nächste orientiert sich an Bewegungen (Fingersatz etc.), ein weiterer nimmt von jedem etwas… Vielleicht hast Du für Dich schon mal herausgefunden, was Du für ein Lerntyp bist?
Warum aber ‘rückwärts’ lernen?
Meist beginnen wir ein Stück vom Anfang her (auswendig) zu lernen. Wir sind dann noch frisch und konzentriert. Nach vielleicht acht Takten sinkt unsere Konzentration schon etwas und bei Takt 27 klingelt das Telefon, bei Takt 39 geht nichts mehr in den Kopf … also wieder von vorne beginnen, es MUSS doch irgendwie klappen, wenn ich es nur oft genug wiederhole!!
Dem liegt aber ein Denkfehler zu Grunde: lernt man so (auswendig), geht man IMMER vom Bekannten (die ersten Takte bzw. Sinneinheiten), die man durch häufiges Spielen von Vorn dann auch am besten kann, zum mehr und mehr Unbekannten (alle folgenden Takte bzw. Sinneinheiten, weniger häufig gespielt als der Beginn, noch dazu mit sinkender Konzentration und Spiellaune..). Es häufen sich Unsicherheit und ‘Fehler’.
Wer so lernt, hat die zunehmende Unsicherheit und Fehlerrate bestens mitgelernt, denn dem Gehirn ist es egal, was und wie es lernt: es geht alles “rein”, leider auch der Un-Sinn (das Telefon klingelte bei Takt 27, bei Takt 39 war ich müde und hatte eigentlich keine Lust mehr…)
Die Lösung ist verblüffend einfach. Man beginne von ‘hinten’. Dieser Bereich wird dann der am häufigsten wiederholte, mit größter Konzentration und Motivation erlernte sein.
Ein typischer Lernablauf könnte so aussehen:
letzte Sinneinheit zuerst, viermal sehr langsam und sicher. Geht das, vorletzte Sinneinheit + die schon erlernte letzte Sinneinheit viermal langsam und sicher. So wird immer weiter von hinten nach vorne Sinneinheit an Sinneinheit gefügt.
Daraus folgt: die hinteren Sinneinheiten werden häufiger gespielt als die vorhergehenden, sind schon bekannt, somit sicherer, mit frischerem Kopf erlernt.
Man geht also vom relativ Unbekannten zum Bekannten oder anders: vom relativ Unsicheren zum Sicheren. Eigentlich lernt man bei dieser Vorgehensweise ja gar nichts anderes als beim Lernen von vorne: es sind immer noch ‘Noten’, klar, aber mit dem entscheidenden Unterschied in der Wirkung: man wird nicht unsicherer, je weiter das Stück voranschreitet, sondern immer sicherer.
Natürlich kann dies an die individuelle Art zu lernen angepasst werden: wer Sinneinheiten lieber fünfmal wiederholen möchte, soll dies tun, wichtig allein ist dabei: es hat keinen Sinn, schon die nächste Einheit lernen zu wollen, wenn man die ‘vorherige’ (gemeint ist jetzt: die weiter ‘hinten’ liegende) nicht wirklich kann. Diese ‘Lücke’ wird dann wohl immer ein Stolperstein bleiben – man hat sie ja auch so gelernt, s.o.
Natürlich lässt sich diese Lernmethode auch auf größere Abschnitte übertragen. Man kann jeden Abschnitt ‘rückwärts’ erlernen, kann jeden Tag in andere Bereiche gehen, um so eine Art Gleichgewicht in der Häufigkeit und Intensität der zu erlernenden Sinneinheiten herzustellen.
Immer aber wird man dann den Weg vom rel. Neuen zum schon Bekannten gehen.
Es ist schon eine überraschende Erfahrung (so ging es jedenfalls mir und vielen meiner Schüler), dass man sich gegen das ‘Auswendigspielen-Können’ quasi gar nicht wehren kann, wenn diese Vorgehensweise konsequent angewendet wurde. Probehalber kann man das ja auch erst mal an einem sehr kurzen Stück testen, damit der Lernerfolg rasch erfolgt!
Vielleicht noch ein Hinweis: es lohnt sich eigentlich erst, ein Stück als Ganzes auswendig zu lernen, wenn technischen Hürden beseitigt sind. Wichtig scheint mir auch zu sein, dass Übergänge zwischen Sinneinheiten erkannt und eingeübt werden: ist also eine Sinneinheit beendet, ‘wissen’ die Finger, rechts wie links, was nun als nächstes kommt. Sie deuten dorthin, ohne die Saite wirklich anzuschlagen bzw. niederzudrücken, aber es geht quasi automatisch weiter. Dieser Effekt stellt sich fast von selbst ein, wenn man ‘rückwärts’ gelernt hat, denn das Folgende ist ja schon mal gespielt worden…
Sehr hilfreich ist es auch, wenn eine (vorläufige) Vorstellung zur Interpretation der betreffenden Sinneinheit vorhanden ist (Dynamik, Farbe, Körper-Bewegung, Geste …), denn sterile Notenabfolgen sind uninteressant und ‘gehen nicht gut rein’, aber das ist ein anderes Thema…
Zur Griffbrettkenntnis: um schnellen Erfolg zu haben, ist es natürlich hilfreich, sich auf dem ganzen Griffbrett auszukennen. Ich denke aber, dies kann man nicht abgehoben von den Stücken und Übungen erlernen – jedenfalls konnte ich das nicht, es war einfach zu langweilig, zu abstrakt.
Zu Übezeit: sie ist m.E. etwas individuelles. Allgemein kann man aber wohl sagen, dass kürzeres, intensiveres (also geistig frisches) Üben besser ist als langes und am Ende unkonzentriertes Lernen.
Am wichtigsten scheint mir dabei jedoch die Motivation oder Lust am Spielen zu sein: solange Du richtig Freude hast beim Spielen, ist alles bestens – ansonsten, weg mit der Gitarre, Pause.
Es bringt manchmal mehr, nicht zu üben, als falsch und unmotiviert vor sich hin zu dudeln.
Dieses Nicht-Üben kann man auch richtiggehend als Methode einsetzen bei Stücken oder Stellen, die noch nie geklappt haben: es muss dann erst einmal eine gehörige Zeit vergehen, bis man soviel vergessen hat, respektive die Fehler, dass jetzt wieder die Chance besteht, ganz neu an das Stück heranzugehen – möglicherweise ‘rückwärts’.
Soweit meine Gedanken, vielleicht nützt Dir das ein oder andere.
Viel Spass weiterhin, Volker”
¹Volker Griese – ist studierter Gitarrist und Pädagoge. Darüber hinaus beschäftigt er sich intensiv mit der Gitarrenhaltung und hat dabei die Gitarrenstütze Ponticello entwickelt.
Frage:
Ich spiele schon seit ca. drei Jahren intensiv klassische Gitarre und beschäftige mich mittlerweile mit mittelschweren Stücken. Mein Hauptproblem liegt darin schnell zu spielen. Während mir Akkordzerlegungen noch in einem relativ hohem Tempo gelingen, fallen mir schnelle Läufe im Wechselschlag sehr schwer. Wie kann ich meine Schnelligkeit verbessern?
Antwort:
Auf diese Frage erhält man meist die Standardantwort: “Schnellspielen ist nicht alles. Wichtig ist, dass Dein Spiel ausdrucksvoll und musikalisch ist!”. Natürlich genießt der musikalische Ausdruck äußerste Priorität, aber das Eine schließt das Andere ja nicht aus und gerade die frappierenden virtuosen Effekte, rasanten Läufe und Arpeggien, ein fließendes Tremolo usw. faszinieren viele Menschen für die Gitarre.
Genauso wie nicht alle Menschen gleich schnell laufen können, ist jeder und jedem auch beim schnellen Gitarrespielen eine individuelle Grenze gesetzt. Man sollte sich aber nicht zu früh mit dem Erreichten zufrieden geben, denn die persönliche Grenze lässt sich oft erstaunlich weit verschieben.
Hier ein paar Übetipps:
- Präzision
Die Basis für das schnelle Spielen ist ein sicheres spieltechnisches Fundament bzw. eine hohe Präzision und Synchronisation in den Anschlags- und Greifbewegungen. Diese Grundlage lässt sich nur in einem sehr langsamen Tempo legen. Übe also alle Stellen -die später schnell gespielt werden sollen- zuerst langsam ein. Wenn alles gut und sicher klappt solltest Du damit beginnen, das Tempo schrittweise zu steigern. Hierbei ist ein Metronom sehr hilfreich! Sobald sich Unsauberkeiten einschleichen schalte wieder eine Stufe zurück.
- Fingersatz
Eine wichtige Vorrausetzung insbesondere bei technisch anspruchsvollen Passagen ist die richtige Auswahl des Fingersatzes. Z.B. lassen sich durch den Einbau von Bindungen (Hammer on, Pull off) oder die Verwendung von leeren Saiten (zum Beispiel bei Lagenwechseln innerhalb eines schnellen Laufs) manche Stellen entschärfen. Besonders der Fingersatz der rechten Hand sollte genau festgelegt sein. Ungünstige Saitenwechsel sollten vermieden werden.
Auch sollte man ruhig mal mit anderen Anschlagsmöglichkeiten experimentieren. Es besteht ja keine Verpflichtung, den Wechselschlag immer mit Zeige- und Mittelfinger auszuführen. Vielen geht zum Beispiel der Wechselschlag zwischen Daumen und Zeigefinger viel besser und schneller von der Hand.
- Grundschnelligkeit steigern
Die Grundschnelligkeit lässt sich gut mit sogenanntem Sprint-, Impuls- oder Intervalltraining verbessern. Alle drei Ausdrücke stehen für dieselbe Übeform. Will man das Tempo seines Wechselschlags erhöhen, dann fängt man z.B. zuerst an, in einem ruhigen Tempo pro Taktschlag eine Note zu spielen. Fühlt man sich sicher, dann kann man in regelmäßigen Abständen ein paar Noten (z.B. eine Vierergruppe) im doppelten Tempo spielen. Je sicherer man dabei wird, desto größer lässt man die Abschnitte im doppelten Tempo werden. Kann man das doppelte Tempo sicher durchhalten, dann wird die Übung aufs Neue mit einem erhöhten Grundtempo ausgeführt. Dies kann man natürlich auch auf Tonleitern oder Akkordzerlegungen anwenden.
- Tempovorstellung
Vielen fehlt ab einer gewissen Geschwindigkeit die nötige Tempovorstellung. Eine akustische Tempovorstellung kann man z.B. durch das Sprechen oder Singen von Rhytmussilben (Ta-ke-ti-na, ja-ka-ta-ka, oder was immer einem recht flüssig über die Lippen kommt) bekommen.
Auch das mentale Üben kann dabei helfen, eine gute Tempovorstellung zu erlangen.
- Rasgueados
Scott Tennant macht in seinem innovativen Technik-Lehrwerk “Pumping Nylon” auf den Umstand aufmerksam, dass die meisten Flamencogitarrist*innen spielend rasend schnelle Läufe bewältigen und führt das auf die im Flamenco so häufig einsetzten Rasgueados zurück. Durch das Spielen von Rasgueados werden insbesondere die Streckmuskeln, die für die schnelle Rückstellbewegung nach außen nötig sind, aufgebaut. Es erscheint also durchaus lohnenswert, sich mit dieser Flamenco-Spieltechnik zu befassen.
- Geduld und Zeit
Eine der wichtigsten Voraussetzungen bei der Entwicklung gitarristischer und musikalischer Fähigkeiten ist sicher, sehr viel Geduld mitzubringen. Wenn man den Dingen die nötige Zeit gibt sich zu entwickeln, kann man sich viel Frust ersparen. Es ist zwar wichtig mit Einsatz, Ausdauer und Ehrgeiz bei der Sache zu sein, erzwingen lässt sich aber fast nichts. Oft treten die gewünschten Erfolge erst nach einem sehr langen Zeitraum – meist wenn man schon gar nicht mehr damit gerechnet hat – auf.
Frage:
Ich möchte Gitarre studieren. Was muss ich dafür können, bzw. was wird in Aufnahmeprüfungen von mir verlangt ?
Antwort:
Die Zugangsvorrausetzungen für ein Musikstudium sind von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Am besten wendet man sich direkt an das betreffende Institut und informiert sich über die jeweiligen Bedingungen. Die meisten Hochschulen sind Web vertreten und haben auch Ihre Prüfungsordnungen ins Netz gestellt. Hier findest Du die Links zu vielen deutschen Hochschulen und Konservatorien: http://www.gitarrehamburg.de/hochschulenkonservatorien.htm
Bewirbt man sich für ein Studium mit dem Hauptfach Gitarre, muss man normalerweise mindestens drei Werke im mittleren Schwierigkeitsgrad aus drei verschiedenen Epochen vorspielen. Oft ist ein Werk gefordert, das im 20. oder 21. Jahrhundert komponiert wurde. Ansonsten ist die Auswahl der Stücke zumeist frei. Einige Institutionen geben Anregungen für die Auswahl des Prüfungsprogramms. Neben diesen vorbereiteten Stücken muss im Allgemeinen auch ein Stück vom Blatt gespielt werden.
An einigen Hochschulen ist es Pflicht, im Nebenfach Klavier zu spielen. Auch hier müssen in der Aufnahmeprüfung Stücke vorgespielt werden. Oft wird ein polyphones Stück und ein Stück freier Wahl verlangt. An einigen Hochschulen ist es für Gitarrist*innen nicht Pflicht, im Nebenfach Klavier zu spielen!
Als Prüfling muss man auch Kenntnisse in der Musiktheorie nachweisen. Diese beschränken sich aber im Normalfall auf die elementare Musiktheorie.
Auch bei der Gehörbildung gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede in den Anforderungen zwischen den verschiedenen Instituten. Von manchen Hochschulen und Konservatorien werden Vorbereitungskurse für Gehörbildung und Musiktheorie angeboten.
Als Schulabschluss ist normalerweise das Abitur bzw. die Hochschulreife gefordert. Bei einer außergewöhnlichen Begabung entfällt diese Vorraussetzung aber meist.
Einige Hochschulen haben als Altersbegrenzung z.B. ein Alter von 25 Jahren festgesetzt.
Am Ende der Aufnahmeprüfung steht bei manchen Hochschulen und Konservatorien ein Gespräch, in dem der Prüfling insbesondere die Beweggründe darlegen soll, die sie/ihn dazu gebracht haben, Musik studieren zu wollen. Vielen Prüfer*innen ist es wichtig zu erfahren, dass sich der Prüfling darüber im klaren ist, dass ihr/sein Studium auch mit pädagogischen und methodischen Inhalten gefüllt ist. Zumeist bereitet es die Studierenden ja auf eine berufliche Laufbahn als Diplom-Musiklehrer*in für Gitarre vor.
Frage:
Ich möchte mit dem Gitarrespielen beginnen. Ist es notwendig, das Notenlesen zu lernen?
Antwort:
Grundsätzlich halte ich es für gut, wenn man das Notenlesen lernt. Natürlich kann man auch ohne Notenkenntnisse eine Menge lernen. Bei der Liedbegleitung kommt man ja schon mit den Griffsymbolen und graphischen Schlag- und Zupfmustern sehr weit. Beim Solospiel hilft die Tabulatur weiter. Auch in meinen Liedbegleitungskursen kommt man ohne Notenkenntisse aus. Irgendwann kommt bei vielen Teilnehmer*innen dann aber doch der Wunsch auf Noten zu lernen, um sich selbstständig Stücke erarbeiten zu können. Ohne Notenkenntnisse bleibt man immer von einer/einem Lehrer*in, oder von Hörbeispielen abhängig. Die Gesangsmelodie eines Liedes kann man sich ohne Notenkenntnisse nicht einfach mal vorspielen, um so ein neues Lied zu lernen. Ein Rhythmus ist aus einer einfachen Tabulatur nicht zu entnehmen. Im Fingerstyle-Bereich setzt sich deshalb immer mehr die Notation mit Noten und Tabulatur durch. Die Tabulatur hat hier mehr die Funktion eines komfortablen Fingersatzes. Bei klassischer Gitarrenmusik wirst Du ohne Notenkenntnisse nicht weit kommen, insbesondere dann nicht, wenn Du gemeinsam mit anderen musizieren möchtest. Die Spielliteratur liegt hauptsächlich in Standardnotation vor. Zudem sind die Noten auch der Schlüssel zu wichtigen musiktheoretischen Grundkenntnissen.
Es kommt also ganz darauf an, was Du mit der Gitarre erreichen willst. Genügt es Dir bekannte Lieder mit Zupf- und Schlagmustern zu begleiten, dann sind umfassende Notenkenntnisse nicht nötig. Soll es etwas weiter gehen, dann kommt man ohne Notenkenntnisse nicht aus. Mit etwas Geduld ist es aber auch gar kein Problem, das Notenlesen zu erlernen. Am besten ist es, wenn man sofort damit beginnt. Dann entwickeln sich die Notenkenntnisse im Gleichschritt mit der Spieltechnik. Das Notenlesen wird auch etwas mystifiziert. Ich finde es seltsam, dass Lehrwerke damit werben können, ganz ohne Noten auszukommen. Natürlich ist das Lernen von Noten mit etwas Mühe verbunden, diese aufzubringen lohnt sich aber in jedem Fall. Spätestens dann, wenn man das erste mal selbständig die schwarzen Punkte auf dem Notenblatt zum Leben erweckt, zahlt sich die Arbeit aus!
Frage:
Stimmt es, dass man zuerst Akustik-Gitarre lernen muss, um später gut E-Gitarre spielen zu können?
Antwort:
Dieses Gerücht ist wohl zu einer Zeit entstanden, als es noch nicht so viele ambitionierte E-Gitarrenlehrer*innen gab. Bis heute hält es sich hartnäckig und ist eine oft gestellte Frage in Gitarren-Foren. Nicht zuletzt durch die Jazzstudiengänge an den Musikhochschulen gibt es mittlerweile aber viele – auch auf pädagogischem Gebiet – gut ausgebildete E-Gitarrenlehrer*innen. Wenn Dein Herz also nur für die E-Gitarre schlägt, dann solltest Du Dir eine/n entsprechende/n Lehrer*in suchen und sofort mit der E-Gitarre beginnen.
Wenn Du Dir noch nicht sicher bist, wo es genau hingehen soll, dann rate ich Dir allerdings zur Akustik-Gitarre. Solltest Du im Verlauf des Unterrichts merken, dass die akustische Gitarre nichts für Dich ist, dann ist ein späterer Umstieg auf die E-Gitarre leichter als in umgekehrter Reihenfolge. Du verfügst nach einiger Zeit z.B. schon über eine gut ausgebildete linke Hand, kennst die wichtigsten Akkorde und evtl. auch Tonleitern, hast wahrscheinlich Notenlesen gelernt – was auch beim E-Gitarrespielen sehr hilfreich ist – und hast nebenher die Grundzüge der elementaren Musiktheorie kennen gelernt. Auch einige Spieltechniken der rechten Hand können auf der E-Gitarre ganz nützlich sein. Zudem ist es natürlich von Vorteil, sich mit beiden Instrumenten auszukennen. Das macht Dich später auch für Bands besonders interessant.
Frage:
Was bringen mir Kenntnisse in der Musiktheorie? Ich möchte doch nur Gitarre spielen und nicht Musikwissenschaftler werden.
Antwort:
Viele, die das Spiel auf einem Musikinstrument erlernen – nicht nur Gitarrist*innen -, stellen sich diese Frage. Natürlich sollte am Anfang das Gitarrespielen absolut im Vordergrund stehen. Nebenher erlernt man mit dem Notenlesen die elementarsten Bausteine der Musiktheorie. Und genauso, wie man danach auf den erlernten Grundfertigkeiten aufbaut und Schritt für Schritt seine spieltechnischen Fähigkeiten erweitert, sollte man sein theoretisches Wissen erweitern. Dies kann für das Spielen in vielfältiger Weise nützlich sein und auch andere musikalische Tätigkeitsfelder eröffnen.
Stücke lassen sich leichter erfassen, wenn man die musikalischen Zusammenhänge versteht. Eine Stelle prägt sich z.B. gut ein, wenn man hinter den Noten eine bestimmte typische Akkordfolge (z.B. eine II – IV – V – I – Kadenz) wiedererkennt. Das gilt auch für Läufe und Melodien, wenn man das Skalenmaterial bzw. die Tonleiter erkennt, die ihnen zu Grunde liegt. Das erleichtert natürlich auch das spontane “vom Blatt” Spielen. Man muss nicht mehr jede Note einzeln erfassen sondern erkennt auf Anhieb ganze Akkorde bzw. Akkordfolgen und Tonleitern.
Auch Kenntnisse in der Formenlehre sind hilfreich. Wenn man den formalen Aufbau eines Suitensatzes, Sonatenhauptsatzes oder einer Liedform kennt, kann das z.B. beim Auswendigspiel sehr hilfreich sein. Auch auf die musikalische Gestaltung hat es natürlich einen Einfluss, wenn man ein Stück in formale Abschnitte gliedern kann. Für die Interpretation sind Kenntnisse in der Harmonielehre von Nutzen. Einen Quartsext-Akkord kann man z.B. nur dann bewusst artikulieren, wenn man ihn im Notentext auch erkennt.
Für die Improvisation im Jazz, Rock usw. sind theoretische Kenntnisse eine echte Vorraussetzung, um ein gutes Solo spielen zu können. Anfangs reichen ein paar Pentatonikscales vielleicht noch aus. Wenn man aber mehr will und auch über kompliziertere Voicings (Akkordfolgen) improvisieren will, kommt man um eine Auseinandersetzung mit Akkordskalen-Theorie nicht herum.
Auch die Möglichkeit des Harmonisierens und Arrangierens wird durch die musiktheoretischen Kenntnisse eröffnet. Oft findet man z.B. Lieder mit einer Melodie, der aber keine Akkordsymbole zugeordnet sind. Diese kann man dann selbst hinzufügen. Will man Stücke, die im Original für andere Instrumente geschrieben wurden, auf die Gitarre übertragen, geht das selten, ohne das Stück in eine gitarrentypische Tonart zu transponieren. Oft sind bestimmte Dinge fingertechnisch gar nicht umzusetzen. Hier muss man wissen, was man weglassen kann, ohne den musikalischen Inhalt zu zerstören.
Musiktheorie ist also wirklich für viele musikalische Bereiche nützlich und man sollte sich neben dem Instrumentalspiel auch darin weiterentwickeln. Natürlich muss man dabei nicht gleich Musikwissenschaftler*in werden. Der Saxophonist Charlie Parker hat diesbezüglich einmal etwas sehr Richtiges gesagt, das ich hier frei zitieren möchte: “Lerne alles, was du nur kannst – wenn Du spielst, dann vergesse alles wieder.”
Frage:
Was sind “Dropped D-Tunings” und “Open Tunings”?
Antwort:
Für “Open Tunings” oder auch “Offene Stimmungen” werden die Saiten der Gitarre auf die Töne eines Akkordes umgestimmt. Diese Stimmungen werden gerne im Folkpicking- und Fingerstyle-Bereich eingesetzt, da sie bei den meisten Stücken die Anforderungen an die Greifhand deutlich verringern. Bilden die leeren Saiten schon die Tonika der Tonart, bekommt man durch Auflegen des Zeigefingers auf alle Saiten (Barré) im fünften Bund die Subdominante und im siebten Bund die Dominante, sodass man mit wenig Aufwand über die drei Hauptfunktionen verfügt.
Natürlich verändern sich auch alle anderen Griffe, so dass herkömmliche Grifftabellen und Skalen, die für die Standardstimmung (E, A, d, g, h, e´) gelten, nicht mehr angewendet werden können. Mit Tabulaturen lassen sich “Open Tunings” aber relativ problemlos auf die Gitarre umsetzen.
Open Tunings | |||||
Standard | C | D | E | G | A |
E | C | D | E | D | E |
A | G | A | H | G | A |
d | c | d | e | d | e |
g | g | fis | gis | g | a |
h | c´ | a | h | h | cis´ |
e´ | e´ | d´ | e´ | d´ | e´ |
Die obige Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch gibt es bei einigen Musiker*innen kleine Abweichungen. So trifft man manchmal auf das Open-D-Tuning D, G, d, g, h, e´, was streng genommen ja gar kein “Open Tuning” ist.
Auch das “Dropped D-Tuning” ist keine offene Stimmung. Hier wird lediglich die tiefe E-Saite auf D umgestimmt.
Frage:
Ich habe mir die Zupfmuster von der Seite “Hilfsmittel” heruntergeladen. Was sollen die Buchstaben P, i, m und a bedeuten?
Antwort:
Mit diesen Buchstaben werden die Finger bezeichnet, die zum Anschlagen der Saiten eingesetzt werden sollen. Es sind die Abkürzungen für Pollex (Daumen), Index (Zeigefinger), Medius (Mittelfinger) und Annularius (Ringfinger). Diese Bezeichnungen haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte durchgesetzt. In manchen älteren Notenausgaben findet man auch noch die deutschen Abkürzungen D, Z, M, R. Zudem war die Bezeichnung mit einem Kreuz (für den Daumen) und Punkten (für die übrigen Finger) im Gebrauch. Ein Punkt kennzeichnet den Zeigefinger, zwei den Mittelfinger und drei den Ringfinger. In moderner Gitarrenliteratur und im Flamenco ist hin und wieder auch eine Bezeichnung für den kleinen Finger erforderlich. Hier hat sich noch keine einheitliche Bezeichnung entwickelt. Man kann z.B. auf folgende Abkürzungen treffen:
e – vom spanischen “externo”
M oder q – vom spanischen “menique”
ch oder c – vom spanischen “chico”
l – vom englischen “little”
k – vom deutschen “klein”
auch x oder z werden verwendet.
In entsprechenden Notenausgaben werden aber normalerweise die Fingersatzbezeichnungen erläutert.
Frage:
Meine linke Hand tut beim Üben sehr schnell weh. Ganz besonders im Daumen und in den Fingerkuppen habe ich oft Schmerzen. Geht das mit der Zeit weg? Helfen Übungen z.B. mit dem Gripmaster oder mit Tennisbällen, um meine Kraft zu erhöhen?
Antwort:
Wenn Du gerade erst mit dem Gitarrespielen angefangen hast, ist es nichts Unnormales, dass die linke Hand (Greifhand; bei Linkshändern natürlich die rechte Hand) etwas weh tut. Besonders wenn man vor lauter Begeisterung sehr viel spielt. Die Hand wird einer ungewohnten Belastung ausgesetzt, auf die der Muskel- und Sehnenapparat nicht vorbereitet ist. Die Schmerzen nehmen mit der Zeit, bzw. mit zunehmendem Training ab. Auf den Fingerkuppen wird sich eine schützende Hornhaut bilden.
Um den Muskelapparat zu trainieren, hilft in erster Linie viel Gitarre zu spielen. Technische Übungen wie Klopfübungen und Bindungen (Hammer on/Pull off) sind auch sehr hilfreich. Dabei solltest Du auf regelmäßige Pausen achten. Bei dauerhafter Überbelastung kann man sich auch körperliche Beschwerden, wie Sehnenscheidenentzündungen oder Knochenhautreizungen, einhandeln.
Das Trainieren mit dem Gripmaster oder mit Tennisbällen ist eher umstritten. Es fördert sicher den Muskelaufbau, dies geht aber nicht mit einer verbesserten Koordinationsfähigkeit einher.
Oft wird auch viel zu viel Kraft eingesetzt. Um das nötige Maß an Krafteinsatz zu ermitteln, helfen sogenannte Übungen zur “Drucksensibilisierung”.
Beispiel:
- Lege einen Finger der linken Hand auf eine beliebige Saite in einem beliebigen Bund (z.B. das a auf der g-Saite). Berühre die Saite nur, ohne sie herunterzudrücken.
- Schlage die Saite nun laut an, so das lediglich ein Plopp-Geräusch zu hören ist.
- Drücke die Saite jetzt soweit herunter, dass beim Berühren des Bundstabes ein unsauberer, schnarrender Ton entsteht. (weiter laut anschlagen).
- Jetzt versuche den Druck nur so viel zu erhöhen, dass ein klarer, sauberer Ton erklingt. Meistens ist es überraschend, wie wenig Kraft man hierfür benötigt.
Diese Übung kann man auch auf Tonleitern oder ganze Stücke ausdehnen.
Frage:
Was ist Pentatonik und hat das etwas mit Solospiel zu tun?
Antwort:
Der Begriff Pentatonik steht für die sogenannte pentatonische Skala. Wie der Name penta (griechisch – fünf) schon sagt, setzt sich diese aus lediglich fünf Tönen zusammen. Es gibt pentatonische Tonleitern für beide Tongeschlechter (Dur und Moll).
Die Dur-Pentatonik setzt sich aus den Stufen 1, 2, 3, 5, 6 der Dur-Tonleiter zusammen. In C-Dur wären das also die Töne c, d, e, g, a.
Die Mollpentatonik besteht aus der ersten, der erniedrigten dritten sowie der vierten, fünften und erniedrigten siebten Stufe (1, b3, 4, 5, b7). Von dem Grundton C aus ergeben sich demnach die Töne c, es, f, g, bb.
Wie Du schon vermutet hast, eignen sich diese Skalen gut für das Solospiel. Besonders die Moll-Pentatonik wird im Rock- und Bluesbereich oft verwendet. Sie ist auch die Basis der sogenannten Bluestonleiter. Mit ihr kann man über alle Hauptakkorde einer Tonart (in C-Dur z.B. C, F, G), also auch über das komplette traditionelle Bluesschema improvisieren. Will man die Dur-Pentatonik verwenden, klingt es in der Regel besser, wenn man für jeden Akkord auch die entsprechende Skala (aufbauend auf dem Grundton des Akkords) verwendet.
Schreibe einen Kommentar