©Anja Nothdurfth
Heike Krause ist Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, spielt in ihrer Freizeit Gitarre und komponiert auch für das Instrument. Für GitarreKonkret stellt sie ihre Komposition für Gitarren-Trio, „Almost Ancient Tune“, mit den Sätzen “Dance”, “Transfer” and “The Fools” im Bereich Download zur Verfügung. Mit GitarreKonkret sprach sie über ihr Werk.
Heike, du bist Amateur-Gitarristin und beruflich als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin tätig – wie bist du zum Komponieren gekommen?
Ich habe immer viel improvisiert. Früher habe ich Lieder und Arrangements für Veranstaltungen mit unserer Rockband in der kirchlichen Jugendarbeit, in der ich gearbeitet habe, geschrieben. Die Sachen sind immer ganz gut angekommen. Nach meinem Berufswechsel habe ich mich wieder mehr auf die klassische Gitarre konzentriert und dabei aus den Improvisationen richtige Solostücke entwickelt, aber nicht aufgeschrieben. Ich bin ja oft auf der Rotenburger Gitarrenwoche und wenn ich da Stücke von mir zum Beispiel in den internen Konzerten gespielt habe, bin ich oft nach den Noten gefragt worden. Deshalb habe ich sie aufgeschrieben. Irgendwann hatte ich dann Lust auf mehrstimmige Sachen.
Welches Notenschreibprogramm verwendest du für die Notation und warum?
Primus. Das habe ich bei Hans-Wilhelm Kaufmann auf der Rotenburger Gitarrenwoche kennengelernt, ich fand es sehr leicht zum Einstieg und nicht so teuer.
Dein Stück trägt den Titel „Almost Ancient Tune“ – welche Epoche hat dich denn dazu inspiriert?
Das waren eher Bilder und Atmosphären. Ich war mit 8 gebrochenen Rippen im Krankenhaus, habe mir meine Gitarre bringen lassen und entsetzt festgestellt, dass ich sie vor Schmerzen nicht halten kann. In der Kapelle des Krankenhauses habe ich eine Orgel gefunden und vor lauter Verzweiflung darauf herum geklimpert. In dieser kirchlichen Atmosphäre ist dann die Melodie für den „Dance“ entstanden, ist ja nahe an den Kirchentonarten. Als ich dann die anderen Stimmen ausgearbeitet habe, entstand eine eher mittelalterlich Atmosphäre, deshalb auch der Titel. Der „Transfer“ kam mir nach einer Probe des „Dance“ mit meinem Trio in den Kopf. Ich war auf dem Heimweg auf der Autobahn und habe das so vor mich hingedacht und geklopft. Wenn ich es jetzt höre, muss ich immer an eine Karawane denken – habe sozusagen die Autos in Kamele verwandelt.
Wie beeinflusst das Komponieren dein Instrumentalspiel und vielleicht auch umgekehrt?
Schwere Frage. Zum Teil negativ. Wenn ich neue Stücke lerne, spiele ich manchmal nicht das, was da steht, weil ich nicht genau genug hingucke, sondern meinen eigenen Ideen folge. Andererseits reproduziert man doch eigentlich immer das, was man schon mal gehört hat. Ich versuche deshalb in den Kompositionen und in meinem Spiel, Überraschungen einzubauen, damit es nicht langweilig wird. Aber das versuchen ja alle. Auf jeden Fall macht es Spaß zu komponieren und das mache ich oft, wenn ich mal wieder was gebrochen habe (und sei es nur die Nägel). Wenn ich dann wieder anfange zu spielen, habe ich sowohl für die Improvisation als auch für die Interpretation von Stücken ganz andere Ideen und Empfindungen, es wird kreativer und intensiver.
Almost ancient tune Die Sätze “Transfer” und “Dance” gespielt von Teilnehmer*innen der Rotenburger Gitarrenwoche im Rahmen des Teilnehmerkonzertes am 04.08.2018.