Frage:
Ich spiele seit rund sieben Monaten Gitarre, hauptsächlich Liedbegleitung. Leider klingt es immer so dumpf. Oft gibt die Gitarre auch unschöne Geräusche von sich. Kann man etwas gegen das Scheppern und Klirren machen, oder liegt das an der Gitarre?
Antwort:
Selbstverständlich kann ein Instrument mit zu niedriger Saitenlage Schuld an den Nebengeräuschen sein. Ferndiagnosen will und kann ich in solchen Dingen aber nicht anstellen. Da hilft nur eine fachkundige Beratung z.B. in einem entsprechenden Musikgeschäft oder bei einer/einem Gitarrenbauer*in.
Gerade anfangs liegt die Ursache der Nebengeräusche aber zumeist in der Spieltechnik. Du beschreibst, dass die Gitarre oft dumpf klingt. Auch dies deutet darauf hin, dass Du insbesondere Deine Grifftechnik weiter entwickeln solltest.
Hier ein paar Tipps: Beobachte, ob die Finger Deiner Greifhand beim Greifen die Nachbarsaiten vielleicht berühren und diese dadurch ungewollt abdämpfen. Die Finger sollten wie kleine Hämmerchen von vorne auf das Griffbrett aufgesetzt werden. Dies erreicht man durch eine Krümmung der Finger im mittleren und unteren Endgelenk.
Unbedingt nah am Bundstäbchen greifen. Man spart so Kraft und vermeidet Nebengeräusche. Greift man auf dem Bundstäbchen, klingt der Ton allerdings wiederum zu dumpf.
Durch Klopfübungen kann man seine Grifftechnik effektiv verfeinern. Mache z.B. einen Vierfingeraufsatz in der VII. Lage auf der g-Saite (1. Finger im 7. Bund, 2. Finger im 8. Bund, dritter Finger im 9. Bund und vierter Finger im 10. Bund). Hebe nun den ersten Finger von der Saite ab, alle anderen Finger bleiben in ihrem Bund auf der g-Saite liegen. Klopfe nun schwungvoll mit dem ersten Finger auf die g-Saite. Dies mehrmals (z.B. 10 mal) wiederholen. Dann denselben Vorgang nacheinander mit den anderen Fingern wiederholen. Trainiere dies auch auf den anderen Saiten und in anderen Lagen. Diese Übung wird die Koordinationsfähigkeit Deiner linken Hand verbessern und Deine Finger kräftigen, wenn Du sie über einen längeren Zeitraum täglich im Programm hast. Danach sind auch Bindeübungen, bzw. Übungen mit Pull-Off und Hammering-On sehr zu empfehlen.
Greife nun einmal wie oben beschrieben einen Akkord und schlage nach und nach jede einzelne Saite an. Sollte dabei ein Ton nicht klingen, dann überprüfe ob Du den Druck des Fingers auf die entsprechende Saite etwas erhöhen musst. Hierbei auf keine Fall verkrampfen. Immer nur so viel Kraft aufwenden, wie für einen sauberen Ton notwendig ist. Mache dies mit verschiedenen Griffen.
Oft entstehen Nebengeräusche auch beim Umgreifen, wenn z.B. die Finger zu spät in ihrem Bund ankommen. Dies kann man gut mit den folgenden Übungen verbessern:
- Nimm Dir zwei beliebige Akkorde, zwischen denen Du den Griffwechsel verbessern möchtest.
- Zuerst versuche einfach ohne anzuschlagen hin und her zu wechseln, bis jeder Finger seinen Weg genau kennt. Mache immer wieder Pausen um zu vermeiden, dass die Hand sich verkrampft bzw. fest wird.
- Bei der ersten Übung hast Du vielleicht bemerkt, dass nicht alle Finger gleichzeitig ihre Töne treffen. Dies sollte aber der Fall sein, wenn man vermeiden möchte, dass Töne evtl. erst nach dem Akkordanschlag gegriffen werden und sich so falsche Töne und Nebengeräusche einschleichen. Probiere nun denselben Akkordwechsel und bereite die Finger jeweils vor dem Zugreifen in der Luft vor. Das heißt, jeder Finger sollte vor dem Greifen schon über seiner Saite bzw. über seinem Bund schweben. Dann versuche alle Finger gleichzeitig abzusetzen. Wechsel auf diese Art und Weise mehrere Male hin und her. Immer an die Pausen zu Regeneration denken.
- Funktioniert das schon einigermaßen, kann dazu übergegangen werden, die Akkorde nach dem Umgreifen durchzustreichen um zu hören ob alle Töne sauber klingen. Diese Übung muss noch nicht in einem bestimmten Rhythmus ausgeführt werden.
- Als letzte Stufe sollte der Akkordwechsel auch rhythmisiert geübt werden. Suche Dir dazu ein Anschlagsmuster und wechsele z.B. alle zwei Takte von dem einen Akkord zum anderen.
- Funktioniert dies gut, dann suche Dir einfache Lieder aus, die mit diesem Griffwechsel gespielt werden können. Für sehr viele Lieder reichen zwei Akkorde zum Begleiten vollkommen aus.