Erster internationaler Wettbewerb für Stimme und Gitarre vom 7. bis 8.8.2004 in Völklingen/Saar
von Dietmar Oliver Kunzler
Völklingen, eine Industriestadt mit Hochöfen, Stahlstraßen, Gasgebläsehalle, Schweiß, Dreck, sinterstaub-schwangerer Luft … das war gestern. Und heute ? Eine Stadt im Umbruch: saubere Luft, Arbeitslose, hoher Ausländeranteil, eine Kernstadt, die erst langsam wieder zum Leben kommt und … einen ideenreichen Kulturchef, der die Ärmel hochkrempelt und … einen frischgewählten, kulturbegeisterten Oberbürgermeister. Diese Kombination gemixt mit den Aktivitäten der seit 15 Jahren bestehenden Gitarrengesellschaft Kultur & Gitarre ergibt eine hochbrisante Mischung, die zur Realisierung einer neuen Idee führte: Den weltweit ersten Wettbewerb für Stimme und Gitarre im Bereich Jazz, Latin, Folk und „gute internationale Songs“. Ausgeschrieben wurde er im Februar 2004 und es bewarben sich 81 Duos aus Polen, Finnland, Frankreich, Österreich, England, Slowenien, Slowakei der Bundesrepublik und sogar ein Duo aus Australien. Dietmar Kunzler, der Präsident von Kultur & Gitarre und seine Vorjury hatten Mühe die 20 besten Beiträge auszuwählen, so hoch war das Niveau. Breit und bunt wie das stilistische Feld ist auch die internationale Jury stilübergreifend besetzt. Fionna Duncan (Schottland, Jazz), Ann Malcolm (USA/Schweiz, Jazz und Pop), Prof. Frank Haunschild (BRD/USA, Jazz), Paul Mindy (Frankreich, Brasil), Eddie Nünning (BRD, Klassik, Pop, Jazz) und Dietmar Kunzler (BRD, Klassik, Jazz) sollen die Entscheidungen treffen.
Schon am ersten Tag, bei der Begrüßung der Teilnehmer und Auslosung der Wettbewerbsreihenfolge zeigt sich wie gut die Organisation funktioniert und wie ausgesprochen offen und freundlich die Wettbewerber miteinander umgehen. Erste Kontakte werden geknüpft sowie CD´s und Erfahrungen ausgetauscht. Das ist auch eines der Ziele, die sich Kultur & und Gitarre erhofft hatten: Einen Treffpunkt von Gleichgesinnten zu schaffen, einen Erfahrungsaustausch anzuregen und die Grundlage für ein internationales „Voice-and-gutiar-Netzwerk“ zu legen.
Samstags pünktlich um 12.00 Uhr beginnt der Marathon. 18 von 20 Duos sind erscheinen und haben jeweils 15 Minuten Zeit sich von ihrer besten Seite zu präsentieren. Die Jury und das Publikum finden sich in einem Wechselbad der Gefühle. Alle Sängerinnen und ein Sänger sind in Hochform. Bravo. Aber die Jury interessiert neben der Einzelleistung vor allem Fakten wie die Gesamtleistung, die Interpretation, das Arrangement oder die Originalität. ALLE Duos sind auf einem erstaunlich hohen Niveau. Die Auswahl ist für die Jury eine Qual. Von den 18 Duos der ersten Runde werden 8 für die zweite Runde nominiert. Das sind Bedden´n ko, Rickie Kinnen und Calle Dürr, Sumitra u. Alex Machacek, Canto e Cuerdas, Hierbabuena, Voice and Strings, Viviane de Farias und Tobias Langguth, und Ymaya.
Diese Duos treten am 8.8.2004 wieder an um die Reihenfolge der Platzierungen zu ersingen und zu erspielen. Unter einem Gemälde, das die Schlacht zwischen den Franzosen und den Deutschen um 1860 an den Spicherer Höhen darstellt, kämpfen die Duos um die Pläzte. Auf höchstem Niveau werden brasilianische Musik, Blues, Mainstreamjazz, südamerikanische Folklore, gehobene Popsongs in Balladen, Sambas, Chacareras oder groovige Rhythmen gegossen. Die Jury entscheidet sich für: 1. Platz Ymaya, 2. Platz Viviane de Farias und Tobias Langguth, 3. Platz Voice and strings.
Beim Preisträgerkonzert kocht der Festsaal des Alten Rathauses und das Publikum tobt als das Duo Voice and Strings ( Steffi Denk und „Yankee“ Meier) sich mit 4 Liedern für den dritten Preis bedanken. Steffi, die auch als Sängerin mit Jazz-Größen wie Paul Kuhn oder Max Greger auf Tour ist, zeigt ihr ganzes Talent als Entertainerin. So liefert sie ein Trompetensolo mit ihrer Stimme, das so manchen Trompeter neidisch machen könnte. Vom Schlagzeugsolo mit einem Stück Papier bis zur Imitation einer Babystimme zieht sie alle Register einer tollen Sängerin. Der zweite Preis erspielt von der brasilianischen Sängerin Viviane de Farias und dem Gitarristen Tobias Langguth aus Karlsruhe präsentiert sich mit einem unglaublichen Feuerwerk von Stimmakrobatik und Zupfeskunst. Atemberaubend, als dann Paul Mindy (Mitglied der Jury) im Abschlusskonzert spontan mit seinem Pandeiro (Schellen-Handtrommel aus Brasilien) einsteigt und Viviane die brasilianische Sängerin eines anderen Duos auch zum mitsingen auffordert. Rio de Janeiro läst grüßen. Das Publikum ist restlos begeistert. Die Jury vergab den ersten Preis an das Duo YMAYA mit der Sängerin Yma America Martinez aus Venezuela und dem Gitarristen Andres Villamil Mendoza aus Columbien. Beide sind einfach großartig. Mit einer unglaublichen Intensität und Virtuosität beherrschen sie ihr vorwiegend lateinamerikanisch geprägtes Programm. Beide sind auch als Komponisten erfolgreich. So hat Yma 1998 den Werbe-Song für eine berühmte Marke weissen Rums geschrieben. Mit einer zentimeterdicken Gänsehaut dankt das Publikum mit „Standing ovations“ den Erstplazierten für ihren ausdrucksstarken Beitrag. Die Stadtverwaltung Völklingen und die Gesellschaft „Kultur & Gitarre wollen den Wettbewerb in zwei Jahren erneut ausschreiben.
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