In diesem Beitrag erfährt man Wissenswertes zum Thema Stimmen der Gitarre. Zudem kann man sich den Text auch als pdf-Datei downloaden.
Stimmen nach Stimmgerät:
Da das Stimmen der Gitarre etwas Geduld und Übung verlangt, ist anfänglich der Einsatz eines digitalen Stimmgerätes empfehlenswert. Schon für ca. € 25,- kann man brauchbare Modelle käuflich erwerben. Wer später Fingerstyle-Gitarre lernen möchte und viel mit offenen Stimmungen (Open Tunings) zu tun haben wird, sollte sich gleich ein “Chromatisches Stimmgerät” anschaffen. Mit diesem lässt sich nicht nur die Standardstimmung (E, A, d, g, h, e’), sondern auch jede andere Stimmung einstellen.
Das Stimmgerät erkennt üblicherweise die jeweilige angeschlagene Saite. Jetzt muss nur noch die Tonhöhe korrigiert werden. Wenn der Zeiger im Display in der Mitte steht (manchmal leuchten auch links und rechts vom Zeiger zwei Lichter auf), ist die Saite gestimmt. Steht der Zeiger links, muss die Saitenspannung erhöht werden, indem man den Wirbel etwas nach links dreht. Steht der Zeiger zu weit rechts, wird die Saitenspannung entsprechend verringert, indem der Wirbel nach rechts gedreht wird.
Stimmen nach Einklang:
Stimmen nach Einklang bedeutet, dass zwei Töne gleich klingen sollen. Man kann sich z.B. von einem anderen Instrument (z.B. einer schon gestimmte Gitarre, Klavier) oder von einer sogenannten Stimmpfeife alle Töne vorspielen lassen, und dann die Saiten des eigenen Instruments damit in “Einklang” bringen.
Auch ohne ein anderes Instrument ist es möglich, die Gitarre mittels “Einklang” zu stimmen. Hierzu werden die leeren Saiten mit entsprechenden gegriffenen Tönen auf den benachbarten Saiten verglichen.
- Die d-Saite wird mit dem gegriffenen “d” im V. Bund der A-Saite verglichen.
- Die g-Saite mit dem gegriffenen “g” im V. Bund der d-Saite
- Die h-Saite mit dem gegriffenen “h” im IV. Bund der g-Saite
- Die e’-Saite mit dem gegriffenen “e” im V. Bund der h-Saite
- Die tiefe E-Saite kann man mit der leeren e’-Saite vergleichen. Wenn man die E-Saite im V. Bund greift, kann man sie auch nach der A-Saite stimmen.
Nach dieser Methode wird die Gitarre allerdings nur relativ (in sich) gestimmt. Möchte man mit anderen Instrumenten zusammenspielen, müssen aber alle Instrumente auf dieselbe Tonhöhe eingestimmt werden. Als Referenzton dient meist der sogenannte Kammerton “A” (440 Hertz), den man von einer Stimmgabel übernehmen kann.
Stimmen mit Flageoletts:
Flageolett-Töne werden erzeugt, indem die Saite mit der Fingerkuppe direkt über dem Bundstäbchen leicht berührt wird. Wenn nun die Saite angeschlagen wird (möglichst in der Nähe des Stegs), entsteht ein glockenähnlicher Klang. Nimmt man die Fingerkuppe nach dem Erklingen des Tons schnell von der Saite, klingt der Flageolett-Ton sehr lange nach.
- Der Flageolett am VII. Bund der A-Saite wird mit dem Flageolett am V. Bund der E-Saite verglichen
- Der Flageolett am V. Bund der A-Saite wird mit dem Flageolett am VII. Bund der d-Saite verglichen
- Der Flageolett am V. Bund der d-Saite wird mit dem Flageolett am VII. Bund der g-Saite verglichen
- Der Flageolett am VII. Bund der E-Saite wird mit der leeren h-Saite verglichen
- Der Flageolett am VII. Bund der A-Saite wird mit der leeren e’-Saite verglichen
Stimmung überprüfen:
Um Töne in Einklang zu bringen, muss man sich sehr im vergleichenden Hören üben. Ein physikalisches Phänomen kann dabei ein wenig helfen. Solange die Töne nicht im Einklang sind, entstehen beim Vergleichen der Töne sogenannte Schwebungen. (Sie sind als mehr oder weniger starke Vibrationen zu hören.) Klingen die Töne gleich und es sind keine Schwebungen mehr vorhanden, dann ist die Saite mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gestimmt. Nach dem Stimmen aller Saiten sollte man ein paar Akkorde spielen und hören, ob sie auch wirklich sauber klingen.
Weitere Tipps:
Höher oder tiefer? Anfangs ist es für viele schwer zu hören, ob die zu stimmende Saite höher oder tiefer als die gestimmte Saite ist. Klarheit kann man sich dadurch verschaffen, dass man die zu stimmende Saite einfach deutlich tiefer dreht. Dann kann man sich langsam von unten annähern.
Immer die gestimmte Saite zuerst anschlagen und dabei versuchen, den Ton im inneren Ohr zu behalten.
Bewusst beim Drehen der zu stimmenden Saite auf die Tonhöhenveränderung hören. Beim Stimmen am fünften Bund sollte man die zu stimmende Saite deshalb vor dem Höherdrehen noch einmal anschlagen, um genau zu hören, wie viel man höher dreht. Bei der Flageolett-Methode sollten beide Töne beim Verändern der Saitenspannung noch klingen, damit man dabei gut hören kann, wie die Schwebung langsam schwächer wird und verschwindet.
Beim Stimmen der hohen Saiten sollte man darauf achten, dass die tiefen Saiten durch den Daumen abgedämpft sind. So vermeidet man das Auftreten von störenden Eigenschwingungen.
Versuche beiden Tönen dieselbe Klangfarbe zu geben. Unterschiedliche Klangfarben können das hören beeinflussen. Ein heller Klang wirkt meistens höher und ein dunkler Klang meistens tiefer.