Weil sein bester Freund Gitarre spielte, kam der 1952 in Greifswald geborene Gitarrist Bernd Ahlert schon in jungen Jahren mit diesem Instrument in Berührung. Es sollte eine dauerhafte und sehr innige Beziehung werden. Neben der klassischen Gitarre tobte er sich als Jugendlicher auch an der E-Gitarre aus, spielte mit Vorliebe Soli von Jimi Hendrix nach und hat dadurch auch heute noch ein angenehm unverkrampftes Verhältnis zu populärer Musik, die ihn als klassischen Gitarristen auf verschiedenste Art und Weise auf seinem künstlerischen Lebensweg begleitet hat.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass Ahlert zuerst von 1972 – 1978 ein Schulmusikstudium an der Hamburger Hochschule für Musik absolvierte, bevor er den Weg des Solisten einschlug. Bei seinem Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien im Fach Musik wählte der vielseitig interessierte Musiker das spezielle Themengebiet “Jazz und jazzverwandte Musik”. Seine wissenschaftliche Hausarbeit war wiederum der Musikethnologie gewidmet. Alles in allem eine hervorragende Basis die Ahlert später insbesondere in seiner Tätigkeit als Bearbeiter und Arrangeur sehr zu gute kommen sollte.
Es folgte ein Studium der Konzertgitarre und Vihuela an der Bremer Hochschule für Kunst und Musik bei Prof. Bernard Hebb. 1981 schloss er dieses mit der “Künstlerischen Reifeprüfung” und dem Prädikat “mit Auszeichnung” ab. Da war auch schon das Hamburger Konservatorium auf den sympathischen Musiker aufmerksam geworden und sicherte sich kurz darauf die Dienste des aufstrebenden Gitarristen. Noch heute ist Bernd Ahlert, neben seiner Tätigkeit an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater, an diesem Institut als Dozent tätig und hat sich durch seine engagierte Arbeit mit den Studenten des Diplommusiklehrer-Studiengangs schnell einen hervorragenden Ruf als Lehrer erarbeitet.
Der Lehrer Bernd Ahlert will seinen Studenten in erster Linie die Möglichkeiten an die Hand geben, sich individuell musikalisch ausdrücken zu können. Dass dies nur auf einem soliden spieltechnischen Fundament funktioniert ist hierbei eine Selbstverständlichkeit. Zwar hat Ahlert überhaupt keine Scheu mit seinen Studenten die fundamentalen Technikwerke akribisch zu erarbeiten, zeigt aber mit Vorliebe, dass die Lösung eines technischen Problems sehr oft in der musikalischen Gestaltung zu finden ist. Eine organische Phrasierung, richtige Betonungen, ein Fingersatz der dem musikalischen Inhalt gerecht wird, an der richtigen Stelle zu Atmen, eine logische dynamische Gestaltung, all das kann vermeintliche spieltechnische Barriere in vielen Fällen schnell vergessen machen.
An den Schwächen des Einzelnen zu arbeiten, aber ganz besonders die persönlichen Stärken bewusst machen und den Studenten so hilfreich bei der Suche nach einem eigenen künstlerischen Profil zur Seite zu stehen, so könnte man die pädagogische Grundeinstellung Bernd Ahlerts umschreiben.
Dabei beschränkt sich sein Engagement nicht nur auf die Unterrichtstunden. Mit öffentlichen Konzerten, gern und häufig auch außerhalb der vier Wände des Konservatoriums, schafft er seinen Studenten schon früh ein Podium auf dem sich diese künstlerisch erproben können. Ein besonderes Projekt war die Produktion einer CD mit Studenten des Hamburger Konservatoriums, bei der diese hautnah miterleben konnten, wie sich der Entstehungsprozess eines Tonträgers von der Einspielung bis zum fertigen Produkt vollzieht.
Über seinen vorbildlichen Einsatz als Lehrender im Akademiebereich hinaus fühlt sich Bernd Ahlert auch sehr für den Nachwuchs verantwortlich und nimmt in schöner Regelmäßigkeit die Verpflichtung als Jurymitglied für den Wettbewerb “Jugend musiziert” auf sich. Seit 1980 organisiert und leitet er zudem zahlreiche Gitarrenseminare, bei denen immer wieder eine erfrischen Mischung aus sehr fortgeschrittene Studenten, Schülern und Hobbygitarristen aufeinander trifft.
Besonders bemerkenswert ist hierbei sicher Ahlerts Kompaktseminar mit dem Thema “Die Entwicklung der Gitarreninstrumente – Spiel auf allen historischen Gitarren-Instrumenten, Methodik, Literaturkunde, Instrumentenbau”. Hier kommt eine weitere Qualifikation Ahlerts zum Tragen. Seit 1975 ist er selbst als Gitarrenbauer tätig und stellt Instrumente aller Entwicklungsstufen der Gitarre von der Vihuela bis zur modernen Konzertgitarre des 20. Jahrhunderts her. Seine ganz hervorragenden Instrumente wurden bei verschiedenen Instrumentenausstellungen und internationalen Festivals in Deutschland und Dänemark präsentiert. 1982 legte Bernd Ahlert sogar erfolgreich seine Gesellenprüfung als Gitarrenbauer bei der Streich- und Zupfinstrumentenmacher-Innung in Erlangen ab. Sein ausgeprägter Sinn für Ästhetik und sein handwerkliches Können inspirierten ihn zur Entwicklung einer formschönen Gitarrenstütze, zu einer Zeit als das Design aller anderen Modelle eher wie das orthopädischer Geräte anmutete. Eine weitere praktische Erfindung ist das ahlertsche Stegsystem, mit dem man eine akustische Gitarre oktavrein stimmen kann.
Mit dem viel beachteten und im Jahr 1997 auch auf CD erschienen Konzertprogramm “Die Gitarre und ihre Geschichte(n)” fanden die Qualitäten als Instrumentenbauer auch Eingang in seine zahlreichen künstlerischen Aktivitäten. Als äußerst unterhaltsam moderierte und kunstvoll bis virtuos dargebotene klingende Instrumentenkunde könnte man umschreiben, was Ahlert mit seinem musikalischen Partner Michael Dossow hier präsentiert. Mit Duos und Solostücken für Vihuela, Renaissancegitarre, Barockgitarre, Terzgitarrenduo, Klassikgitarren, und modernen Gitarren wird dabei sowohl Fachleuten als auch Laien quer durch alle Epochen die lange und hochinteressante Tradition der Gitarre und ihre historische Entwicklung plastisch vor Augen geführt. Alle zum Einsatz kommenden Instrumente entstanden in eigener Werkstatt.
Zahlreiche Rundfunk- und Fernsehsendungen sowie Live-Mitschnitte in Deutschland und Europa beim NDR, RB, SDR, Dansk Radio, ARD, ZDF, ORF, mehrere CD-Produktionen und die Veröffentlichung diverser Publikationen runden die vielschichtige Tätigkeit dieses sympathischen und stets bescheiden auftretenden Musikers ab, dessen musikalische Weltanschauung in einem Zitat auf seiner Homepage sehr schön zum Ausdruck gebracht wird: “Musik ist die leise Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies” – Hildegard von Bingen
CD-Vorstellung:
https://gitarrehamburg.de/bernd-ahlert-michael-dossow-guitar-histories/
Weitere Informationen und Hörbeispiele gibt es auf der Web-Site von Bernd Ahlert:
Diskographie
1982 – Langspielplatte mit Gitarren-Duowerken zusammen mit dem Gitarristen Manfred Odendahl, Eigenvertrieb. Musik von Telemann, Scheidler, Burkhart, Rodrigo,Granados, Ibert u. Brouwer
1990 – CD “Femando Sor” mit Solo- und Duo-Kompositionen des klassischen Komponisten, zusammen mit Michael Dossow; Inhalt: Grande Sonate op. 22, Les Adieux op.21, Divertissement militaire, op. 49 , bei ambitus (amb 97 860).
1990 – CD “Reflections” (Flöte + Gitarre mit impressionistischer und moderner Musik), eingespielt vom Duo “Fluitara Musica” mit der amerikanischen Flötistin Lonni Inman. Musik vonTomasi, Bozza, Desportes, Rodrigo, ten Boske, Kratochwil, Vollertsen und Takács bei Daminus Records (DR 895 CD)
1997 – CD “GuitarHistories” mit Solo- und Duowerken auf den Originalinstrumenten Vihuela, Renaissance- und Barockgitarre, Klassikgitarren und Konzertgitarren zusammen mit Michael Dossow. Musik von Corelli, Milan, Narváez, Brayssing, Morlay, Robinson, Sanz, Mertz, Coste, Ferrer, Ravel, Brouwer und Burkhart bei ambitus (amb 97 986).
2000 – CD “Classical Folklore” mit folkloristischer Musik aus Spanien, Südamerika. und Irland, zum großen Teil von B. Ahlert arrangiert für zwei Gitarren. Duopartner ist Michael Dossow. Thomas Altmann spielt auf einigen Stücken Percussion. (amb 97 960)
Publikationen
1989 – Herausgeber einer Notenausgabe „Die blaue Giraffe“, Komponist Götz Vollertsen, moderne Gitarrenmusik) im Trekel-Verlag
1992 – Fingersatz für das Flöte/Git.- Duo Vier Caprichen, von Heinz Joachim Zander, Trekel Verlag
ab 1994 – Herausgeber einer Notenreihe mit eigenen Arrangements für Flöte und Gitarre und gleichzeitig Gitarrenduo mit dem Titel The Very Best
Vol. 1: Latin American Evergreens wie Mas que nada, Brasil, Besame mucho, The Girl from Ipanema etc.
Vol. 2: Irish Folk Tunes: The Derry Air, Foggy Dew, und Stücken von O´Carolan
Vol. 3: Chrismas Songs aus 5 Ländern: Jingle Bells, We wish You a Merry Chrismas, God Rest Ye, Adeste Fideles, Kling Glöckchen, Morgen kommt der Weihnachtsm., La Nit de Nadal, Villancico
1999 – Fingersatz und gitarrentechnische Einrichtung des Stückes Amherst´s Summer für Sopran und Gitarre (Musik von Thomas Jahn, nach Gedichten von Emily Dickinson), Peer Verlag