Frage:
Ich möchte mit dem Gitarrespielen beginnen. Ist es notwendig, das Notenlesen zu lernen?
Antwort:
Grundsätzlich halte ich es für gut, wenn man das Notenlesen lernt. Natürlich kann man auch ohne Notenkenntnisse eine Menge lernen. Bei der Liedbegleitung kommt man ja schon mit den Griffsymbolen und graphischen Schlag- und Zupfmustern sehr weit. Beim Solospiel hilft die Tabulatur weiter. Auch in meinen Liedbegleitungskursen kommt man ohne Notenkenntisse aus. Irgendwann kommt bei vielen Teilnehmer*innen dann aber doch der Wunsch auf Noten zu lernen, um sich selbstständig Stücke erarbeiten zu können. Ohne Notenkenntnisse bleibt man immer von einer/einem Lehrer*in, oder von Hörbeispielen abhängig. Die Gesangsmelodie eines Liedes kann man sich ohne Notenkenntnisse nicht einfach mal vorspielen, um so ein neues Lied zu lernen. Ein Rhythmus ist aus einer einfachen Tabulatur nicht zu entnehmen. Im Fingerstyle-Bereich setzt sich deshalb immer mehr die Notation mit Noten und Tabulatur durch. Die Tabulatur hat hier mehr die Funktion eines komfortablen Fingersatzes. Bei klassischer Gitarrenmusik wirst Du ohne Notenkenntnisse nicht weit kommen, insbesondere dann nicht, wenn Du gemeinsam mit anderen musizieren möchtest. Die Spielliteratur liegt hauptsächlich in Standardnotation vor. Zudem sind die Noten auch der Schlüssel zu wichtigen musiktheoretischen Grundkenntnissen.
Es kommt also ganz darauf an, was Du mit der Gitarre erreichen willst. Genügt es Dir bekannte Lieder mit Zupf- und Schlagmustern zu begleiten, dann sind umfassende Notenkenntnisse nicht nötig. Soll es etwas weiter gehen, dann kommt man ohne Notenkenntnisse nicht aus. Mit etwas Geduld ist es aber auch gar kein Problem, das Notenlesen zu erlernen. Am besten ist es, wenn man sofort damit beginnt. Dann entwickeln sich die Notenkenntnisse im Gleichschritt mit der Spieltechnik. Das Notenlesen wird auch etwas mystifiziert. Ich finde es seltsam, dass Lehrwerke damit werben können, ganz ohne Noten auszukommen. Natürlich ist das Lernen von Noten mit etwas Mühe verbunden, diese aufzubringen lohnt sich aber in jedem Fall. Spätestens dann, wenn man das erste mal selbständig die schwarzen Punkte auf dem Notenblatt zum Leben erweckt, zahlt sich die Arbeit aus!