Die CD “Sologuitar” ist die insgesamt zehnte Einspielung von Ulli Bögershausen. Nachdem ihm 1995 mit “Ageless Guitar Solos” der internationale Durchbruch geglückt ist, legt er wieder einmal eine Einspielung vor, die nur aus Solostücken besteht. Im Unterschied zu “Ageless Guitar Solos” sind die Titel, die Bögershausen auf “Sologuitar” aufgenommen hat, ausnahmslos von ihm selbst geschrieben. Auch als Komponist weiß Bögershausen zu überzeugen.
Eröffnet wird die CD passenderweise mit dem Stück “Ombrellino”. Eine leicht verspielte Melodie wird von fließenden Arpeggien abgelöst und mündet in einen längeren groovigen Abschnitt. Auch die dazwischen immer wieder auftauchenden rasanten Läufe verleihen dieser Komposition einen präludienhaften Charakter.
Eine große Stärke von Ulli Bögershausen sind seine wunderbar melancholischen Balladen wie das sehnsüchtig traurige “Weißt Du noch”, das an ein Wiegenlied erinnernde “Ich weiß nicht woran ich bin” oder das verträumte “Es wäre schön gewesen” von dem – als besonderes Bonbon – die Noten im pdf-Format der CD beigefügt wurden.
Groove entwickelt Bögershausen in Stücken wie “Gegen die Zeit”, in dem swingenden “Walking Around”, in welchem immer wieder gekonnt ein schöner Walking Bass eingearbeitet ist oder in dem druckvollen “Rushhour”, das nicht nur durch seinen Drive ein wenig an Bögershausens ehemaliges Vorbild und heutigen Kollegen Leo Kottke erinnert.
In Kompositionen wie “Tango”, dessen Rhythmik und Tonsprache vom traditionellen Tango beeinflusst ist, oder “Roots” verschmelzt der Gitarrist gekonnt die unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse. Am Ende der Einspielung steht das Stück “Childrens-Song”, dessen Melodik wirklich an ein zartes Kinderlied erinnert und nach dem Genuss der ganzen CD wie ein Epilog wirkt.
Insgesamt schreibt Bögershausen sehr farbige und abwechslungsreiche Stücke, die schön und gefühlvoll klingen. Seine Stücke sind sehr runde, in sich abgeschlossene Kompositionen, die oft von eingängigen Melodien geprägt werden. Diese erscheinen aber auf keinen Fall oberflächlich.
Ulli Bögershausen wird mit Recht immer wieder als Intellektueller seiner Sparte bezeichnet. Sein Spiel ist tonlich sehr schön und musikalisch nuanciert. Nicht nur die Klangästhetik dürfte Ulli Bögershausen aus seinem klassischen Gitarrenstudium mitgenommen haben. Auch seine brilliante Spieltechnik und sein Sinn für interpretatorische Details werden sicher durch die Auseinandersetzung mit der Herangehensweise klassischer Gitarristen an die Musik beeinflußt worden sein.
Bögershausen legt zwar deutlich mehr Wert auf musikalisches und ausdrucksvolles Spiel, zeigt aber auch seine große Fingerfertigkeit mit teilweise überraschenden und frappierenden Läufen, glasklaren Flageolettes und perlenden Akkordzerlegungen.
Mit dieser CD zeigt er seine außerordentliche Reife, die er sich in seiner nun schon 18 Jahre andauernden Kariere als Fingerstyle-Gitarrist erspielt hat. Nicht nur die Fingerstyle-Gemeinde darf sich schon jetzt auf die in Arbeit befindliche “Sologuitar II ” freuen, denn die Musik von Ulli Bögershausen ist mit Sicherheit nicht nur für Gitarrenfreaks interessant. Der Gitarrist selbst sagt von sich, dass er auch für all diejenigen schreibt, die sich bei einem Glas Rotwein und einem guten Buch entspannen möchten und dies mit ein wenig atmosphärischer Musik abrunden wollen.
Interview mit Ulli Bögershausen.
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