Das Debut des Monats kommt diesmal aus der am Niederrhein gelegenen Stadt Voerde. “Tales Beyond Words” hat Stefan Schmitz seinen Erstling genannt und Werke von Bach, Brouwer, Llobet und Walton eingespielt. Wie das informative und gut gestaltete Booklet verrät, studierte der 27 jährige an der Hochschule für Musik “Franz Liszt” in Weimar als Schüler von Prof. J. Rost und G. Reichenbach, sowie bei Prof. J. Clerch an der Robert Schumann Hochschule für Musik in Düsseldorf und bei Prof. Carlo Marchione in Maastrich. Zahlreiche Meisterkurse rundeten seine Ausbildung ab. Der in Köln geborene Gitarrist wurde in seiner jungen Karriere zudem schon mit zahlreichen Hauptreisen bei internationalen Wettbewerben dekoriert.
Mit der Violinsonate Nr.1 BWV 1000/1001 von Johann Sebastian Bach eröffnet Schmitz seine Einspielung und schafft es vom ersten Ton an, eine nahezu spirituelle Atmosphäre zu erzeugen. Ganz dicht holt er die Zuhörenden an sich heran und arbeitet kunstvoll die polyphone Strukturen des Werkes heraus. Durch exquisite Linienführung und feine Artikulation verleiht er insbesondere der Fuge eine sehr schöne Transparenz.
Bachs Werk steht in einem spannenden Kontrast zur darauf folgenden Komposition “Variations on a theme of Django Reinhardt” von Leo Brouwer, dessen mit Titeln wie “Bourree”, “Sarabanda”, “Giga” oder “Toccata” versehene Variationen auch auf barocken Formen und der typischen Rhythmik der entsprechenden Suitensätze basieren. In diesem Stück, das 1984 in seiner so genannten neoromantischen Phase entstand, hat der kubanische Komponist den bekannten Jazz-Standard “Nuages” von Django Reinhard verarbeitet. Nach einer kurzen langsamen Einleitung und dem ruhig vorgetragenen Thema verdichtet sich die musikalische Spannung in den einzelnen Variationen zunehmend, um am Ende in einer virtuosen Toccata mit schnellen Läufen, Arpeggien und Bartok-Pizzikati zu kulminieren.
Nun folgt ein besonders schöner und intensiver Moment dieser Einspielung, denn nach dem gegen Ende – ganz dem musikalischen Erfordernisse entsprechend – eher rustikal fast schroff artikulierten Werk Brouwers, kommen Miguel Llobets Bearbeitungen der zarten katalanischer Volklieder “Canço del Lladre” und “El Noi de la Mare” ganz besonders wirkungsvoll zur Entfaltung. Mit sehr warmen und cantablem Spiel beweist Schmitz hier seine Fähigkeiten in der tonlichen Gestaltung.
Die “Five Bagatelles” von William Walton entstanden in fruchtbarem Dialog des Komponisten mit dem englischen Gitarristen Julian Bream. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind fünf Stücke, die durchaus der Idiomatik des Instruments entsprechen, aber keinerlei abgedroschene Gitarrismen enthalten. Auch diese, wie insbesondere der dritte Satz “A la Cubana” teils von karibischen Rhythmen inspirierten Werke interpretiert Schmitz tonschön, fein artikuliert und mit großer Genauigkeit, ohne dabei jemals akademisch steif zu wirken.
Zum Abschluss bringt der junge Gitarrist mit dem Stück “Un Sueño en la Floresta” von Augustin Barrios Mangore, einer der wohl beliebtesten Tremolostudien, noch einmal die ganze Sinnlichkeit des Instruments zum Ausdruck.
Ein überaus gelungenes Debut, mit dem sich Stefan Schmitz der Öffentlichkeit als ein sehr kompletter Musiker vorstellt.
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