Was hat er nicht schon alles in seiner gitarristischen Laufbahn an verschiedenen musikalischen Projekten ausprobiert, der in Hamburg lebende Gitarrist Norbert Kujus. Als Schüler begann er – inspiriert durch Jimi Hendrix – als Rockgitarrist, später nahm er ein klassisches Studium auf, gefolgt von einem Studium im Jazzstudiengang der Hamburger Musikhochschule. Darüber hinaus nahm er an Workshops bei Größen wie Joe Pass, Dave Liebmann, Marc Johnson und Mick Goodrick teil. Schon während seines Studiums spielt er alles, vom Jazz im “Pat-Metheny-Style” mit der Gruppe Westwind bis hin zum “Heavy-Metal-Jazz”, kammermusikalische Jazzprojekte, Musicalengagements, Studiojobs – ausnahmslos auf höchstem Niveau. Dass zu starkes Streben nach instrumentaler Omnipotenz zu musikalischer Identitätslosigkeit führen kann, musste man schon bei einigen hoffnungsvollen Musiker*innen beobachten. Um so besser, dass sich Norbert Kujus mit der Veröffentlichung seiner Debut-CD etwas mehr Zeit gelassen hat als es heute üblich ist.
Mit dem Norbert-Kujus-Trio hat der vielseitige Norddeutsche nun wohl endgültig sein ganz eigenes musikalisches Profil gefunden und folgerichtig, gemeinsam mit Felix Behrend am Bass und dem Schlagzeuger Sebastian Harder, ein sehr relaxt daherkommendes Album produziert, gänzlich frei von vordergründigem instrumentalem „höher, schneller, weiter“. Weit sind hier lediglich die wunderbaren Klangräume, die das Trio zu erzeugen versteht, indem es seine Instrumente zu einer geradezu symbiotischen Einheit verschmelzen lässt. Kujus spielt dabei vornehmlich seine nylonbespannte Frameworksgitarre. Seine klassische Anschlagstechnik gestattet ihm eine enorme Flexibilität im Wechsel zwischen Singlenotespiel, harmonischen Einwürfen und komplexeren mehrstimmigen Verläufen. So werden melodische Passagen z.B. häufig von darauf folgenden Arppegien oder kurzen Tremoli weiter getragen. Erstaunlich, was für einen weichen und runden Klang Kujus aus seinem korpuslosen Instrument hervor zu zaubern vermag.
Das Norbert Kujus Trio spielt Jazz, der sowohl die Tradition nicht zu negieren versucht als auch die so gänzlich unterschiedlichen musikalischen Stilistiken berücksichtigt, von denen die drei Interpreten in der Vergangenheit beeinflusst wurden. Die Eigenkompositionen stammen von Norbert Kujus und Felix Behrend. Zwei Titel sind zudem gemeinschaftliche Produkte des gesamten Trios. Mit “Trialog” und “Epilog” finden sich auf der CD zwei komplett frei improvisierte Stücke, die sozusagen aus dem Moment heraus entstanden sind. Dominiert wird “modulations” aber von durcharrangierten Titeln mit schlüssiger Dramaturgie und auskomponierten Themen. Das Spektrum reicht von sanften balladesken Klanggemälden bis hin zu rhythmisch und melodisch eingängigen Themen wie dem druckvollen “Der König vom Sadtparksee” oder dem groovigen “Heiratsantrag auf Portugiesisch”.
Das Norbert Kujus Trio spielt musikalisch ausdrucksstark und präsentiert seine Musik so unglaublich entspannt, dass nur Kenner*innen gewahr wird, von welch instrumentaler und improvisatorischer Virtuosität diese Musik getragen wird, alles geprägt von einem ganz eigenen “nordischen Ton”.
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