Mit wenigen Namen ist die brasilianische Gitarrenmusik in Deutschland so eng verknüpft wie mit dem so ganz unbrasilianisch klingenden des Karlsruher Gitarristen Martin Müller. Seit nunmehr 25 Jahren widmet sich der klassisch ausgebildete Musiker mit viel Herzblut und einer Menge Pioniergeist dieser Stilrichtung. Insbesondere mit dem Percussionisten Hakim Ludin und dem brasilianischen Sänger und Gitarristen Oscar Ferreira nahm er hoch gelobte Tonträger auf. Neben den zahlreichen CD-Einspielungen betätigte Müller sich aber auch als Herausgeber von Noten und verfasste die wohl erste deutschsprachige “Bossa Nova Schule für Gitarre”, die sich anhaltender Beliebtheit erfreut und mittlerweile in der dritten Auflage im Musikverlag Burger & Müller erschienen ist.
In demselben Verlag ist auch Müllers aktuelle CD “Progresso” erschienen. Für dieses Projekt hat er eine hochkarätige Band mit erstklassigen Musikern um sich versammelt. “Viele Stars machen noch keine gute Mannschaft” sagt man im Fußball so schön. Was mitunter auch auf musikalische Formationen gilt, ist in diesem Fall aber zum Glück nicht eingetreten. Hier handelt es sich um eine geschlossene Teamleistung, denn diese Band harmoniert aufs prächtigste und lässt die Zuhörer*innen zu jeder Zeit die intensive musikalische Seelenverwandtschaft spüren, die unter den einzelnen Mitgliedern zu herrschen scheint.
Die Basis wird, mit Porthino an den Drums und Itaìguara Brandao am Bass, von einer der angesehensten Rhythmusgruppen dieses Genres gelegt. Darüber hinaus gehören zur festen Besetzung der Saxophonist Peter Lehel und die in Brasilien geborene Sängerin Viviane de Farias, die schon auf der CD “Rua Baden Powell” vertreten war und mit ihrer authentischen Stimme einen großen Einfluss auf den Gesamtklang dieses Albums hat. Als Gastmusiker trugen zudem der renommierte Vibraphonist und der Klarinettist Wolfgang Weth zu dieser rundum gelungen Produktion bei.
Mit einer CD, auf der fast ausschließlich Standards wie z.B. “Aqua de beber”, “Garota de Ipanema”, “Berimbau”, “Tico, tico” oder das beliebte “Aqua e vino” von E. Gismonti eingespielt sind, überrascht Martin Müller seine Fans. Wer gitarrendominierte Arrangements erwartet sieht sich gründlich getäuscht. Im Stile eines reifen Bandleaders – der sich und anderen nichts mehr zu beweisen hat – hält er sich zumeist im Hintergrund und lässt seinen Bandmitgliedern eine Menge Freiraum, in dem diese ihre künstlerischen Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellen. Dennoch bleibt Müller als gefühlvoller Begleiter ständig präsent und prägt die CD insbesondere durch seine kunstvoll daherswingenden jazzigen Arrangements.
Einzig das Coverdesign ist nicht annähernd so inspiriert und professionell wie die eingespielte Musik und die Klangqualität dieser CD. Interessierte sollten sich von dieser Nebensächlichkeit aber auf keinen Fall abschrecken lassen, denn was man hier zu hören bekommt ist erstklassig.
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