Die Interpreten, die auf der vorliegenden CD zu hören sind, sind die Finalteilnehmer des im Rahmen des “Open Strings Gitarrenfestivals 2000” durchgeführten Gitarrenwettbewerbs. Von über dreihundert Bewerbern schafften es Karim Baggili, Bob Bonastre, Ulf Müller, das Duo “Double Talk” (Gunnar Seitz & Andreas Wiersich) und Timo Nieto bis in die Endrunde und haben der Jury die Entscheidung bei der Preisvergabe sicher nicht leicht gemacht. Die Beiträge bewegen sich alle auf hohem Niveau, was sowohl die inspirierten Kompositionen als auch die spieltechnischen Leistungen mit einschließt.
Dritte Preise erhielten Timo Nieto, Ulf Müller und das Jazzgitarrenduo “Double Talk”. Der Argentinier Timo Nieto widmet sich besonders der Musik seines Heimatlandes und Lateinamerikas. Dementsprechend präsentiert er Werke von Anibal Troilo und Carlos Moscardini. Dies tut er auf angenehm leichte und schwungvolle Weise. Wie bei Nieto ist auch bei Ulf Müller die klassische Ausbildung deutlich an der tonlichen Qualität, dem nuancierten Einsatz von Klangfarben und der insgesamt sehr differenzierten musikalischen Gestaltung herauszuhören. Müller hat die beiden Eigenkompositionen “Lost In A Summerdream” – eine sehr stimmungs- und klangvolle Ballade, die mit schönen Melodielinien und Flageolette-Passagen garniert ist – sowie das etwas bewegtere “Rondeau pour un papillion” zu dem Sampler beigesteuert. Das Jazzgitarrenduo “Double Talk” überzeugt mit exzellentem Zusammenspiel. Getreu ihrem Namen steht hier die Kommunikation zwischen den beiden Musikern im Vordergrund. Die Improvisationsparts führen dabei aber nicht ins Uferlose sondern behalten einen guten Spannungsbogen.
Besonders bei der Vergabe des ersten Preises dürfte die Entscheidung zwischen dem französischen Gitarristen Bob Bonastre und dem aus Belgien stammenden Karim Baggili sehr knapp ausgefallen sein. Den zweiten Preis erhielt am Ende Bob Bonastre. Sein Spiel ist nicht unbedingt als gefällig zu bezeichnen. Bonastre beeindruckt vielmehr durch sein kraftvolles, energiegeladenes Spiel und überraschende Klangeffekte. Hierfür steht insbesondere seine Komposition “Kaolack”, in dem er seiner präparierten Gitarre einen sehr reizvollen, verzerrten Sound entlockt, während er von einem treibenden Percussion-Groove begleitet wird.
Der erste Preisträger und gleichzeitig jüngste Finalteilnehmer, Karim Baggili, verfügt nicht nur über herausragende manuelle und interpretatorische Fähigkeiten. Die beiden Stücke, die er zu der CD beigetragen hat, sind zudem erstaunlich runde Kompositionen und zeugen von ausgeprägtem Formgefühl und hoher musikalischer Reife. Aus seinem druckvollen Spiel ist die Nähe zum Flamenco deutlich herauszuhören.
Diese CD beweist, dass die Fingerstyle-Szene lebt, in ständiger Entwicklung begriffen ist und sich auf einige hoffnungsvolle Talente freuen kann.