Die Musik von Jacques Stotzem ist Wohlklang für die Seele, sie strahlt durchweg etwas Positives aus. Stotzem erzählt mit seinen Kompositionen ganze Geschichten, die beim Zuhören Bilder und Assoziationen entstehen lassen. Schon der erste Titel “Connections”, der auch Namensgeber der gesamten Einspielung ist, löst ein unmittelbares Wohlbefinden aus. Wenn man von dieser Musik an einem trüben Herbstmorgen geweckt wird, kann einem dennoch warm ums Herz werden. Dies liegt natürlich auch an dem runden, cleanen E-Gitarrensound von Jacques Pirotton.
Inspiriert durch einen TV-Auftritt des amerikanischen Bluesgitarristen Stefan Grossman besorgte sich Jacques Stotzem im Alter von 16 Jahren eine Gitarre und ein Lehrbuch. Er ist bis heute Autodidakt geblieben, der sich mit der Zeit einen ganz eigenen Stil angeeignet hat. Dieser ist mittlerweile sehr weit entfernt von seinem damaligen Vorbild Grossman. Die traditionellen Spieltechniken der Fingerstyle-Gitarrist*innen bilden zwar auch bei Stotzems Stil die Basis, sind aber deutlich in den Hintergrund getreten.
Im Vordergrund steht die Musik und insbesondere die Melodie. Stotzem lässt seine Gitarre singen und sprechen. Trotz Stahlsaiten und Picks gelingt es ihm, einen runden, warmen Ton aus seinem Instrument hervorzuzaubern. Sein Umgang mit Klangfarben, dynamischen Entwicklungen und Abschattierungen und der zwingende Einsatz von Pausen erinnern an die Spielkultur von klassischen Musiker*innen, auch wenn Stotzem das wahrscheinlich gar nicht anstrebt.
Eine Melodie in der Oberstimme, eine klare Bassführung und dazwischen Akkorde als verbindendes Element. So lautet sinngemäß die knappe Selbstbeschreibung seiner Musik in einem Interview mit dem Fachmagazin Akustik-Gitarre. Stotzem geht aber noch viel weiter. Durch die Beschäftigung mit dem Jazz ist seine Harmonik sehr farbig, seine Melodien sind lyrisch und werden oft aus kleinen Motiven entwickelt. Diese können zudem die Keimzelle sein, aus denen Stotzem modale, pulsierende Klangteppiche webt. Auch formal geht Jacques Stotzem eigene Wege. Seine Stücke erreichen bisweilen die Dauer von acht Minuten, ohne dass sie Längen aufweisen. Sie sind dann meist in mehrere Abschnitte unterteilt, die durch ihre musikalische Substanz aber eine innere Zusammengehörigkeit haben. Das Stück Gando beginnt z.B. mit einem mehr als zweiminütigen rezitativischen Intro. Darauf folgt, nach langer Atempause ein fließender Arpeggio-Teil, in den sowohl im Bass als auch in der Oberstimme Melodiefragmente eingearbeitet sind. Der dritte Teil – auch hiervor gibt es eine deutliche Zäsur – kommt etwas rhythmusbetonter daher und steigert sich in eine fast euphorische Stimmung hinein. Trotz dieser charakterlich unterschiedlichen Teile, bleibt die Einheit der Komposition gewahrt.
Dass Jacques Stotzem die traditionellen Fingerstyle-Techniken beherrscht, beweist er in bluesigen Stücken wie z.B. “Zimmer 13” mit Bendings, Hammerings, Pull offs, Glissandi usw., oder in dem Stück “Sequences Bleues“, das er mit seinem kongenialen Duopartner und Mundharmonika-Spieler Thierry Crommen eingespielt hat. Mit dem letzteren Titel hat er das erste mal auch ein Stück aufgenommen, in dem er einen Bottleneck benutzt. Auch dies tut er nicht auf eine traditionelle, bluesige Art. Er benutzt den Slide als Effekt, welcher geradezu von der sehr bildlichen, atmosphärischen Musik gefordert wird. Dieses Stück wäre auch als Filmmusik bestens geeignet.
Beeindruckenden sind auch die Arrangements der drei Duostücke “Connections”, “Behind the Silence” und “Sèquences Bleues”. Was Stotzem mit seinen Partnern Jacques Pirroton und Thierry Crommen auf seiner insgesamt siebten CD zu bieten hat setzt Maßstäbe.
Interview mit Jacques Stotzem
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