Titel: Der junge Gitarren- und Concertinavirtuose Giulio Regondi: Eine kritische Dokumentation seiner Konzertreise durch Europa 1840 und 1841
Autor: Helmut C. Jacobs
Verlag: Augemus Musikverlag
ISBN: 3-924272-06-9
Das vorliegende Buch wurde im Augemusverlag in der Reihe “Texte zur Geschichte und Gegenwart des Akkordeons” herausgegeben, ist aber insbesondere auch für alle klassischen Gitarrist*innen von besonderem Interesse. Der Autor Helmut C. Jacobs hat sich mit Giulio Regondis Konzertreisen 1840 und 1841 auseinandergesetzt und legt hierzu umfangreiche Forschungsergebnisse vor, die viel Licht in die oft mystifizierte Biographie des Gitarrenvirtuosen bringen. Durch die wenigen überlieferten Kompositionen und die bisher eher vernachlässigte musikwissenschaftliche Aufarbeitung des Phänomens Regondi, erschien er bisweilen als ein Musiker der sich, vom normalen Musikbetrieb isoliert, seine Anerkennung in kleinen speziellen Fachkreisen erwarb. Die intensive Recherche von Helmut C. Jacobs hat umfangreiches Quellenmaterial zutage gefördert, welches belegt, dass Giulio Regondi zu seiner Zeit ein sehr hohes Ansehen in der Musikwelt genoss und von Kritikern auf eine Stufe mit Ausnahmeerscheinungen wie Paganini und Liszt gestellt wurde.
“Regondi ist aber auch unstreitig eine Kunst-Celebrität allerersten Ranges, wobei wir weit entfernt sind, diesen Ausdruck nur mit Rücksicht auf das von ihm erfundene neue Instrument oder auf die Schwierigkeit der selbständigen Behandlung der Guitarre zu gebrauchen, denn käme dieses hier in Berücksichtigung, so müßten wir ihm noch eine höhere Stufe als einem Liszt und Paganini zuerkennen.”
Das Buch gliedert sich in zwei Teile. In den Kapiteln des ersten Teils beschäftigt sich Jacobs mit Regondis Biographie vor 1840 und den Konzertreisen von 1840 und 1841, die Regondi mit seinem Duopartner, dem Cellisten Joseph Lidel, unternahm. Weitere Themen sind “Die Instrumente Gitarre und Concertina”, “Programmgestaltung und Repertoire” oder “Regondi als Persönlichkeit und Virtuose”.
Im zweiten Teil hat Helmut C. Jacobs das gesamte von ihm recherchierte Quellenmaterial zusammengefasst. Dies gibt Leser*innen die Möglichkeit, sich ein eigenständiges Urteil über die Persönlichkeit Regondis zu bilden.
Das vorliegende Buch ist die erste ernstzunehmende musikwissenschaftliche Arbeit über Giulio Regondi, die auch aufdeckt, wie bisherige Untersuchungen unkritisch Daten und angebliche Fakten aus vorangegangenen Publikationen übernommen haben. So äußert Jacobs im ersten Kapitel berechtigte Zweifel an dem oft genannten Geburtsdatum 1822 und führt plausible Gründe an, die für das Geburtsjahr 1823 sprechen.
Wer sich mit dem Werk Regondis auseinandersetzt, dem sei dieses Buch ganz besonders ans Herz gelegt. Der flüssige Schreibstil des Autors macht die Lektüre zu einem echten Genuss. Zudem ist es spannend im Quellenmaterial des zweiten Teils zu stöbern.