Titel: Walking On Strings – Fingerstyle, Jazz und Blues Solos mit Walking Bass
Autor: Felix Schell
Verlag: Schell Music
Zubehör: Audio-CD im Lieferumfang enthalten
Der Reiz, mit einer Gitarre simultan mehrere Instrumente ersetzen zu können, war wohl schon für ganze Generationen von Gitarrist*innen der Beweggrund sich diesem – auf den ersten Blick eher begrenzten – Instrument zuzuwenden. Ganze Bands lassen sich imitieren, wenn man über dass entsprechende gitarristische Knowhow verfügt. Tommy Emmanuel fasziniert damit seine Zuhöreschaft genauso wie der junge Virtuose Emiel van Dijk und zahlreiche andere führende Fingerstyle-Gitarristen.
Felix Schell hat mit “Walking on Strings” ein Lehrwerk herausgegeben, das sich ganz dem Thema widmet, eine Jazzcombo mit Walkingbass, Leadstimme und begleitende Füllstimmen solistisch auf einer Gitarre darstellen zu können. Mit folgenden Worten umreißt der Autor einführend kurz und präzise das Lernziel dieser Notenausgabe:
“Walking-Bass-Lines sind, musikalisch betrachtet, improvisierte Basslinien, bestehend aus Tonfolgen, die sich von einer Tonleiter bzw. einem Arpeggio ableiten und mit chromatischen Hinführungstönen (chromatic approaches) angereichert werden. Es ist normalerweise Aufgabe des Jazzbassisten für gute Walking-Bass-Lines zu sorgen. Werden solche Basslinien auf die Gitarre übertragen, können diese zusätzlich mit einer Melodie oder Begleitakkorden kombiniert werden. Dadurch erhält man ein Soloarrangement, welches den Eindruck einer Jazzcombo vermittelt.”
Mit einer sehr einfachen einstimmigen Basslinie im zwölftaktigen Blues-Schema geht es los. In der darauf folgenden Übung wird eine leicht spielbare Melodie – bestehend aus den Tönen h und e’ – hinzugefügt, die schon diese Lektion zu einem Klangerlebnis werden lässt. Es folgen erste gegriffene Töne in der Oberstimme. Nach und nach werden Bass und Oberstimme immer selbstständiger geführt. Nachdem sich die ersten 15 Lektionen ganz dem zweistimmigen Blues und Boogie widmen, werden in Abschnitt 17 mit einer Ragtime-Basslinie erste so genannte “Comping Chords” (rhythmische Akkordeinwürfe) kombiniert. Danach führt Schell die Lernenden Schritt für Schritt dahin, alle drei Ebenen miteinander zu kombinieren. Dabei sind die Lernschritte sehr bedacht gewählt und belegen die intensive pädagogische Auseinandersetzung des Autoren mit dem vorliegenden Lernstoff. Besonders hervorzuheben ist Lektion 24. Hier führt Felix Schell in die Kunst ein, eine Basslinie selbst zu entwickeln.
Fazit: Dieses Lehrwerk kombiniert auf hervorragende Weise klangvolle Übungstücke mit methodisch klug ausgewählten Lernschritten, die von der großen Unterrichtserfahrung des Autoren zeugen. Prädikat: Empfehlenswert!