Vor 6 Jahren haben sich Hilke Billerbeck, Jochen Buschmann, Frank Naruga und Kirstin Stehnke zum Elbe-Saiten-Quartett (ESQ) zusammengeschlossen. In der Hamburger Gitarrenszene waren die vier Musiker*innen auch zuvor schon keine unbeschriebenen Blätter. Hilke Billerbeck und Frank Naruga spielten u.a. mehrere Jahre im Trio Arabesque, Kirstin Stehnke legte mit dem Tonträger „evocación – 4 maestros“ eine sehr beachtliche Solo-CD vor und Jochen Buschmann ist mit Martin Blank seit geraumer Zeit im Gitarrenduo aktiv. Mit dem ESQ sind die Vier nun auf dem besten Wege, sich auch über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt zu machen.
Schon ihre erste Einspielung „Overseas“ war ein Beleg dafür, dass sich das Ensemble spieltechnisch und musikalisch auf der Höhe der Zeit bewegt. Obwohl die Repertoireauswahl der Debut-CD noch deutlich vom derzeitigen „Gradmesser für Gitarrenquartette“ – dem Los Angeles Guitar Quartet – inspiriert war, zeigte sich auch hier schon eine eigene musikalische Identität. Hierfür sorgten u.a. eigene Bearbeitungen, Kompositionen des Quartettmitglieds Frank Naruga und der Einsatz von Perkussionsinstrumenten und „diversem Strandgut“. Auf „Overseas 2“ verfolgt das ESQ diesen Weg konsequent weiter und schafft sich endgültig ein ganz eigenständiges und spannendes künstlerisches Profil.
Wenn eine musikalische Formation die Elbe in seinen Namen integriert, dann verwundert es natürlich nicht, dass die Verbundenheit zu Hamburg den roten Faden durch das eingespielte – fast ausschließlich zeitgenössische – Pogramm bildet. Zwischen Kompositionen wie „Elassomorph“ von Stephen Funk Paerson, „Milonga triste“ von Éric Marchelie, „Nuestro“ von Roque Carbajo, „Along the Edge“ von Andrew York oder der „Suite de Lejos“ des argentinischen Komponisten Raul Maldonado setzt das ESQ so geschickt seine hanseatischen Farbtupfer, dass die Einspielung nicht zur platten Hamburgensie verkommt, die Liebe zur Heimatstadt aber für die Zuhörenden immer spürbar bleibt. Hierfür sorgen z.B. das von dem Hamburger Komponisten Daniel Florey angefertigte Arrangement von „La Paloma“, Kirstin Stehnkes klangmalerische Vertonung des Gedichts „In Hamburg“ von Wolfgang Borchert oder die der Elbe gewidmete Interpretation des Henry Manicini-Klassikers „Moon River“. Mit dem „Spanischen Kanon“ von Tilman Hübner und dem „Quatuor en passant“ von Ralf Jarchow stammen zudem die wohl spannendsten Repertoire-Neuentdeckungen des ESQ von zwei Hamburger Komponisten! Hübners streng geführter Kanon verarbeitet virtuos spanische Idiome während Ralf Jarchows rasantes Werk „Quatuor en passant“ in seiner Tonsprache eine deutliche Nähe zum Jazz aufweist.
Neben ihren Gitarren setzt das Quartett auch auf „Overseas 2“ – sehr gekonnt und ganz undogmatisch – Instrumente wie Akkordeon, Gesang, Cajón, Bodhrán, Streichpsalter, Bottleneck, Klangschale oder Kazoo ein, und sorgen so für manch klangliche Überraschung und einen individuellen Gesamtklang.
Ein weiteres Plus der Einspielung ist die hervorragende Klangqualität, die gleichermaßen durch Transparenz und Wärme besticht.
Weitere Informationen: