Kaum ein Instrument hat in der jüngeren Vergangenheit einen ähnlich rasanten Aufschwung erfahren wie die Gitarre. Immer mehr junge hoffnungsvolle Talente, die sowohl über eine ausgereifte Spieltechnik als auch über ein breit gefächertes musikalisches Wissen verfügen, werden von einem ständig niveauvolleren Akademiebetrieb hervorgebracht. Der Weg ins Ausland ist kürzer geworden und wird oft genutzt. Andersherum kommen immer mehr Gitarrist*innen aus anderen Ländern nach Deutschland, um von den qualitativ hochwertigen Ausbildungsmöglichkeiten der hiesigen Konservatorien und Musikhochschulen zu profitieren. Manch eine*r bedankt sich später auf musikalische Weise dafür.
So auch der aus Venezuela stammende Gitarrist Hermann Hudde, der beim Label Dreyer – Gaido seine CD mit dem Titel “Trivium” eingespielt hat. Nach Studien bei Rubén Riera in Caracas zog es Hudde nach Deutschland, um in Münster bei Wolfgang Weigel seine Ausbildung fortzusetzen. Zudem nahm der in Köln lebende Musiker an zahlreichen Meisterkursen mit international bedeutenden Gitarrist*innen teil.
Mit Stücken von Joaquin Turina, Rubén Riera, Frederico Mompou und Reneé Eespere bekommt man auf der vorliegenden CD keine virtuosen Kabinettstückchen geboten, die der zuweilen marktschreierischen Musiklandschaft Tribut zollen. Vielmehr stellt sich Hermann Hudde mit einem aus tiefster Überzeugung zusammengestellten Programm vor und präsentiert sich dabei als ein Musiker, der es schafft, seine Zuhörerschaft in ihrem tiefsten Inneren zu berühren.
Ganz besonders kommt dies in den teils folkloristisch anmutenden Kompositionen des venezolanischen Gitarristen und Komponisten Rubén Riera zum Tragen. Die Stücke “Melancolia”, “Monotonia”, “Nostalgia” interpretiert Hudde so anrührend, dass selbst der kritisch hörende Rezensent sich dabei ertappt, wie er von dieser äußerst empfindsam und mit einem herzerwärmend schönen Ton vorgetragenen Musik fortgetragen wird. Genauso stimmungsvoll musiziert Hermann Hudde die sechs Sätze der “Suite Compostelana” von Frederico Mompou und zeigt auch hier, dass er ein Meister der sanften, zerbrechlich zarten Momente ist.
Den Schlusspunkt unter dieses Album setzt Hudde gemeinsam mit dem Violinisten Burkhard Schmidt und Gary Wolf an der Flöte. Hier scheint er auf zwei Seeelenverwandte gestoßen zu sein, die mit derselben Hingabe und Intensität musizieren. Das dreisätzige Werk “Trivium” wurde von dem estländischen Komponisten Reneé Eespere geschrieben. Trivium bezeichnet einen Ort an dem drei Wege zusammentreffen. Diese werden hier von den drei verschiedenen Instrumenten auf sich umrankenden Melodielinien und ostinaten Figuren beschritten. Eine beeindruckende Komposition, der es seltsamer Weise gelingt zugleich Melancholie und Freude zu transportieren.
Das informative Booklet in deutscher, englischer und spanischer Sprache wurde von keinem geringern als John W. Duarte verfasst.
Ein mehr als gelungenes Debut!
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