Emiel van Dijk ist ein musikalisches Chamäleon. Problemlos gelingt es ihm, stilistische Grenzen zu überschreiten und dabei dennoch stets authentisch zu bleiben. Auf der vorliegenden Einspielung zeigt er seine hervorragenden Qualitäten als Komponist und Interpret . So ist der Name der CD “across the borders” durchaus programmatisch zu verstehen.
Eröffnet wird die CD mit dem Titel “Inner-city Light”, dem der Interpret folgenden Satz hinzugefügt hat: “The inner-city light replaces the sun at night and makes the people move.” Selten klang eine klassische Gitarre so funky, was später auch in seinem Stück “Funky Walker” noch einmal zu hören ist. Ein Hauch von kubanischer Leichtigkeit und “Buena Vista Social Club” weht bei dem Titel “El Paso de la Cigarra” aus den Boxen durch das heimische Wohnzimmer. Seine Liebe zur brasilianischen Musik bringt er mit der Komposition “Bahia” – einer Hommage für Baden Powell – und dem Stück “Pixaim” von M. Pereira zum Ausdruck. Das “Adagio For Strings” von S. Barber hat durch die Ereignisse des 11. Septembers traurige Berühmtheit erlangt. Bei seiner Bearbeitung hat sich Emiel van Dijk durch den im Jahr 2000 veröffentlichten Remix von W. Orbit und F. Corsten inspirieren lassen. Den Beginn stellt er mit einer Tremolo-Passage dar. Wenig später leitet ein kurzer Arpeggio-Abschnitt in einen sich ständig steigernden druckvollen Rhythmus-Part über, der auf seinem Kulminationspunkt jäh abbricht. Klangmalereien wie die dreisätzige “Good Morning Suite”, gefühlvolle Balladen wie “Heartbeat” und Stücke mit treibenden Grooves und swingenden Basslinien – besonders beeindruckend der Titel “Easy Way Out”, in dem er es auf eindrucksvolle Weise schafft, einen Kontrabass zu imitieren – zeigen die außerordentliche Vielseitigkeit des jungen Gitarristen. Eine Vielseitigkeit, die glücklicherweise nie zur Beliebigkeit verkommt und das gesamte Album sehr homogen erscheinen lässt.
Dabei nutzt van Dijk nicht nur die unterschiedlichsten musikalischen Genres, sondern variiert auch bei der Auswahl der Instrumente von Titel zu Titel. So bringt er neben seiner klassischen Gitarre von Yuichi Imai auch Flamenco-Gitarre, Stahlsaitengitarre und die Zwölfsaitige Gitarre zum Einsatz, um den jeweils passenden Sound zu erzeugen.
Die musikalische Vielseitigkeit van Dijks basiert auf einem soliden Fundament, dass sich der 1971 geborene Niederländer in seinem Studium für klassische und Jazz-Gitarre (1990-1997) sowie in zahlreichen Meisterkursen mit so namhaften Gitarrist*innen wie David Russell, Leo Brouwer, Philip Catherine and Zoran Dukic angeeignet hat. Bei seiner Abschlussprüfung spielte er u.a. das weltberühmte “Concerto de Aranjuez” von J. Rodrigo. Auch heute ist er noch dem klassischen Repertoire verbunden und spielt im “Cilantro Ensemble” (zwei Gitarren und Flöte) sowie im Duo mit der Flötistin Danielle van Laar.
Dass diese grundlegende Ausbildung seiner Entwicklung sehr förderlich war und wie ernst der junge Gitarrist zu nehmen ist, zeigt auch folgender Kommentar des renommierten Fingerstyle-Gitarristen Harry Sacksioni: “Zum Glück gibt es wieder einen Gitarristen, der nicht nur eine großartige Musikalität, sondern auch eine weite Palette technischer Möglichkeiten besitzt, um seine außergewöhnlichen Ideen zu Gehör zu bringen.”
Weiter Informationen über Emiel van Dijk gibt es auf seiner Web-Site: