Mit “GEG Again” ist nach den Einspielungen “Vielsaitig” und “Klangzauber der Gitarren” mittlerweile die dritte CD des erschienen.
Das GEG wurde 1992 gegründet. Es ging aus einem Gitarrenchor hervor, der von dem Gitarrenlehrer und Dirigenten Manfred Steflitsch und Schülerinnen des Oberstufenrealgymnasiums der Ursulinen in Graz eingerichtet wurde. Bis heute besteht das Ensemble ausschließlich aus Schülerinnen und ehemaligen Schülerinnen dieser Schule.
Während die rein weibliche Besetzung des Ensembles eher eine äußerliche Besonderheit darstellt, unterscheidet sich das Repertoire des GEG ganz substantiell von dem anderer Gitarrenorchester. Es setzt sich fast ausschließlich aus Bearbeitungen zusammen, wobei sogar Werke, die ursprünglich für große Orchesterbesetzungen komponiert wurden, einbezogen werden. Bei seinen Bearbeitungen legt der Ensembleleiter Manfred Steflitsch großen Wert darauf, echte “Orchesterfassungen” herzustellen, im Gegensatz zu den üblichen chorischen Arrangements für 4 oder 5 Gitarrenstimmen. Dies ermöglicht ein sehr transparentes Klangbild, welches musikalischen Linien und harmonischen Zusammenhängen eine hohe Plastizität verleiht. Die große Besetzung verhindert dabei einen Verlust an dynamischer Substanz.
Eröffnet wird die Einspielung mit einer gelungenen Adaption der Carmen-Suite von G. Bizet. Das spanische Kolorit und die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Sätze werden überzeugend dargestellt. Um den Tonumfang nach unten zu erweitern wird vom GEG ein Kontrabass (Klaus Melem) hinzugenommen. Dies steht auch der folgenden Bearbeitung sehr gut.
Franz Schuberts Symphonie Nr. 8 (1. Satz) – besser bekannt als die “Unvollendete” – für Gitarrenensemble, wann hat man so etwas schon einmal gehört? Das GEG schreckt vor nichts zurück und zeigt, dass man diesem Werk durchaus reizvolle neue Aspekte abgewinnen kann, wenn es von 22 Gitarren interpretiert wird. Hier wird konzentriert und spannungsreich musiziert. Vielleicht verspüren die Musikerinnen dabei eine ganz besondere Verantwortung, wollte Schubert diese Symphonie doch ursprünglich dem “Steiermärkischen Musikverein in Graz” widmen. Es gelingt dem GEG der zwischen Wehmut, bedrohlicher Dramatik und entspannter Leichtigkeit schwankenden Gestik musikalisch Ausdruck zu verleihen. Besonders effektvoll sind die knackigen Tremoli und blitzsauberen Generalpausen, welche die stets versonnen ausgespielten Melodielinien und fließenden Arpeggien eindrucksvoll kontrastieren.
Nach der Exposition der 9. Symphonie von W. A. Mozart bietet das GEG eine Bearbeitung von Tárregas “Caprichio Árabe” dar, an welcher Puristen sicher keinen Gefallen finden dürften, der es an Originalität aber nicht mangelt. Durch den weitgehenden Verzicht auf die typischen spätromantischen Gestaltungsmittel wie z. B. Agogik und Glissando, wirkt das Stück sehr leicht, fast ländlerartig.
In den nun folgenden – meist schmissigen – Variationen über das Folk-Thema “O Susanna” kommt, wie in den letzten beiden Aufnahmen, der Violinist Bernie Mallinger zum Einsatz. Diese Stücke stammen aus dem Jazzbereich. Mit zupackendem Verve und der Hinzunahme eines Schlagzeugs (Martin Nestl), werden Paul Desmonds Evergreen “Take Five” und der ebenso bekannte Titel “Cute“ von Neil Hefti, dargeboten. Da zahlt sich aus, dass der Dirigent schon als Jugendlicher musikalische Erfahrungen im Bereich der populären Musik gesammelt hat.
Weitere Infos und Hörbeispiele gibt es auf der Homepage des GEG. Hier kann man auch die Bearbeitungen von Manfred Steflitsch erwerben: